8.4.22

Bericht aus Bulgarien (104)


Auf dem Protest am Mittwoch, den 6. April, in Sofia wurde kein Alkohol getrunken so wie neulich noch auf dem für den Frieden in der Ukraine, wo praktisch jeder zweite ein alkoholisches Getränk in der Hand hielt. Auf dem Protest für die Neutralität Bulgariens im Ukraine-Krieg am Mittwoch in der bulgarischen Hauptstadt Sofia bei schönstem Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad hatten einige von den männlichen und weiblichen Demonstranten und Protestanten eine Flasche Wasser dabei. Das war’s. Protest und Alkohol passen meiner Meinung nach nicht zusammen. Ich zumindest kann einen Protest, auf dem Alkohol getrunken wird, nicht (mehr) ernst nehmen. Einfach weil es keine Ästhetik hat, sich voll laufen lassen ist immer unästhetisch, und auf die Ästhetik kommt es bekanntlich an beim Widerstand. Besonders bei den Bildern.


Was mussten meine Augen für schlimme Bilder von Protestierenden in der Heimat sehen. Hysterisch kreischende Frauen auf dem Berliner Rosa-Luxemburg-Platz. Warum damals keiner und auch keine der zahlreichen Feministen und Feministinnen in unserem Land aufgestanden ist dagegen, das ist mir bis heute ein Rätsel. Auch was der taz-Tagesspiegel-Fotograf sich dabei gedacht hat. Vermutlich nichts. Sie taten mir weh, seine Bilder. Ganz ohne Text, der von einem so genannten Journalisten im Home-Office geschrieben war. Der tat auch weh, aber nicht so sehr wie die Bilder. Alleine, wenn ich daran zurück denke, wird mir schlecht, bekomme ich körperliche Schmerzen. Meine Bilder sind Widergutmachung, aber auch Notwehr. Deswegen sind sie gut – manche zumindest. Denn sie zeigen nicht nur „Die Ästhetik des Widerstands“, sondern auch den Sex, das Geschlecht, in dem Fall das weibliche, des Widerstands – dem „Ursprung der Welt“.


 Fotos&Text TaxiBerlin

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