Bulgarien ist Die Große Freiheit – das ist keine Übertreibung. Auch wenn die Bulgaren selbst bei Wahlen nicht mehr vor die Tür gehen. Und das, obwohl die Wahlen nicht so alternativlos sind wie bei uns. Neulich stand auf dem Wahlzettel auch eine Partei, die sowohl die Impfung als auch den Grünen Pass ablehnt, und die es sogar ins Parlament geschafft hat. Die Wahlbeteiligung bei den „Zwei in Eins“ Wahlen, also Parlament und Präsident, am 14. November lag trotzdem bei nur 36%. Bei der Stichwahl um das Amt des Präsidenten vorgestern war die Wahlbeteiligung nochmal niedriger. Selbst dies ist möglich, auch wenn Informationen darüber im Internet nur schwer zu finden sind.
Das müssen hartgesottene Politiker sein, die bei einer solch niedrigen Wahlbeteiligung, ich nenne sie Abstimmung mit den Füßen, trotzdem regieren. Die beiden führenden Politiker der zukünftigen Regierungspartei, die erst im Sommer gegründet wurde, haben in Harvard studiert. Das hilft sicherlich auch beim Rechnen. 25% hat ihre Partei am 14. November bekommen. Bei einer Wahlbeteiligung von 36% sind das gerade mal 9% der Wahlberechtigten. Für die beiden „Harvard-Boys“ ist das trotzdem die Mehrheit der Bulgaren. Man muss eben rechnen können. Ihre Partei, die offiziell „Wir setzen den Wandel fort“ heißt, wird inoffiziell auch „Wir setzen die Katastrophe fort“ genannt. Ich persönlich rechne mit einer weiteren Uber-isierung Bulgariens. Auch an einem an sich armen Land kann ein Reicher noch zum Dieb werden, genauso wie beim Taxigeschäft.
Da jeder dritte Bulgare im Ausland lebt, wurde auch rund um die Welt in Bulgarien gewählt. Die Berichterstattung darüber nahm einen großen Raum bei der Wahlberichterstattung ein. So erfuhr ich beispielsweise, dass in der Türkei lebende Bulgaren mit doppelter Staatsbürgerschaft an der Einreise nach Bulgarien zwecks „Wahltourismus“ gehindert wurden. Das ist aber nicht der Grund für die niedrige Wahlbeteiligung. Und auch den Österreichern kann man die Schuld dafür nicht in die Schuhe schieben, denn der totale Lockdown in Wien begann erst gestern. Auch wenn die Bulgaren bei Wahlen lieber zu hause bleiben, eine Art Abstimmung mit den Füßen auf engstem Raum, haben in Bulgarien, im Gegensatz zu Österreich, nur Schafe Hausarrest. Das war nicht immer so, wie obiges Foto beweist, das ich vor ziemlich genau 15 Jahren bei mir um die Ecke gemacht habe. Wie es zu dem Hausarrest für Schafe kam, wer möglicherweise dahinter steckt, und was er für mich bedeutet, das erfährst du hier in Wien.
Foto&Text TaxiBerlin
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