Auf dem Boulevard "Vitosha"
Als ich diese Woche in Sofia war, war ich auch auf dem Boulevard "Vitosha", der vergleichbar ist mit dem Ku'damm in Berlin und dem Champs-Élysées in Paris, wo gerade eine Menge los zu sein scheint, weil der französische Präsident Macron am Parlament vorbei zu regieren versucht, was aber ein anderes Thema ist. Obwohl, vielleicht auch nicht. Vermutlich hätte sich Aleko Konstantinow, der in Bulgarien "Der Glückliche" genannt wird, auch über ein solches Demokratieverständnis lustig gemacht. Der klassische bulgarische Autor, der nur 34 Jahre alt wurde, er fiel einem Attentat zum Opfer, und von dem ich zwei Bücher auf deutsch herausgebe, ist für seine satirischen und sozialkritischen Texte bekannt. Sein bekanntestes Werk heißt "Bai Ganju, der Rosenölhändler", das er in seiner linken Hand hält. Der Koffer rechts neben ihm erinnert daran, dass Aleko, der an einen Wegweiser mit Schildern unter anderem nach Paris, er war auch in der französischen Hauptstadt, gelehnt ist, für seine Zeit viel gereist ist. Sogar über den großen Teich ist er geschippert, um die Weltausstellung 1893 in Chicago zu besuchen. Über diese Reise geht es in seinen Reisenotizen "Nach Chicago und zurück". Dass er am Ende des Boulevards "Vitosha" mit Blick auf das gleichnamige Gebirge steht, ist kein Zufall. Eine Wanderung, zu der er zuvor mittels Zeitungsanzeige aufgerufen hatte, vom Zentrum der bulgarischen Hauptstadt hoch auf den höchsten Berg des Vitosha-Gebirges, den "Tscherni Wrach" (2292m), nahm er zum Anlass, den ersten und bis heute einzigen bulgarischen Wanderverein zu gründen. Dass das Wandern und das Schreiben in Bulgarien traditionell miteinander verbandelt sind, darauf weise ich auch in der Beschreibung meines Non-Profit-Projektes eines "Donkey Sanctuary & Writers Retreat" hin. Das Denkmal Aleko Konstantinows am Ende des Boulevards "Vitosha" wurde nur kurz vor der Veröffentlichung seiner Bücher beim Wieser-Verlag in Klagenfurt eingeweiht. Es ist in Bulgarien auf eine ausgesprochen positive Resonanz gestoßen, und auch mir gefällt es gut, weswegen ich es jedem Besucher der bulgarischen Hauptstadt ans Herz lege - und natürlich auch Alekos Bücher.
Foto&Text TaxiBerlin
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