Im Schatten des Reiterdenkmals in Sofia
Die allermeisten Proteste in den Schluchten des Balkans finden im Schatten des Reiterdenkmals statt, das an das Reiterstandbild des Preussenkönigs Friedrich II. unter den Linden in Berlin-Mitte gegenüber der Humboldt-Uni erinnert. Das Denkmal des Russischen "Zar Befreier" Alexander II. in Sofia kenne ich länger als das des Preussenkönigs im ehemaligen Ost-Berlin, obige Aufnahme ist gut 50 Jahre alt. Im Hintergrund sind die Alexander-Newski-Kathedrale und das Bulgarische Parlament zu sehen. Zur selben Zeit, als in Deutschland Demonstrationen mit massiven, aggressiven Polizeieinsätzen bekämpft und kriminalisiert wurden, später sogar Spaziergänge verboten waren, durfte in der bulgarischen Hauptstadt ohne Masken und Abstände und von der Polizei, die weder Kampfausrüstung noch Helme sondern Pudelmützen trug, unbehelligt protestiert werden. Lange habe ich mich auf einer Demonstration nicht so frei gefühlt, wie auf den Protesten in Sofia, über die ich hier und hier berichtet habe. Dass ich praktisch keine Angst hatte, liegt aber nicht nur daran, dass mir der Ort schon von Kindesbeinen an vertraut ist, sondern daran, dass den allermeisten Bulgaren der gesunde Menschenverstand selbst nach Jahren der Angst- und Panikmache bis heute nicht abhanden gekommen ist. Man kann alles verlieren, seine Arbeit, sein Auto und selbst seine Wohnung, aber man darf es nicht dazu kommen lassen, dass man auch seine Würde als Mensch verliert. Beispielsweise indem man Kinder, die wir alle einmal waren, mit Ratten vergleicht, wie Jan Böhmermann, der seinen gesunden Menschenverstand ganz offensichtlich verloren hat, es Anfang des Jahres getan hat.
Foto&Text TaxiBerlin
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