13.10.22

Bericht aus Bulgarien (250) - "Allein sein"

Mein Strand

Am meisten genieße ich das Alleinsein hier im Norden Griechenlands, die Region heißt Mazedonien, und natürlich auch die Ferienwohnung meines bulgarischen Freundes, wo außer mir niemand ist. Das hat dieser Ort gemeinsam mit meinem Ort im Norden Bulgariens. Dort bin ich auch meistens alleine, obwohl ich offiziell nicht nur zu einem Dorf gehöre, sondern der Teil des Dorfes, wo meine Hütte steht, das alte Dorfzentrum ist. Allein sein heißt nicht Einsam sein - das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich will nicht sagen, dass ich eine Menschenallergie entwickelt hätte, aber ein wenig Abstand zum Menschen kann manchmal gut tun, insbesondere wenn diese dabei sind ihren gesunden Menschenverstand zu verlieren. Den gesunden Menschenverstand verlieren kann auch ansteckend sein. Das passiert, wenn es gefährlich wird, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Sich seines eigenen Verstandes zu bedienen fällt leichter, wenn man sich vom Irrsinn, den die Masse befallen hat, fern hält. Das ist meine Erfahrung. Gerade frage ich mich aber, ob auch ich in einem "Safe Space" lebe, wie die Woken in der Heimat. Irgendwie schon, so denke ich. Andererseits habe ich aber immer weniger Angst, meinen "Safe Space" zu verlassen. Gestern beim Besuch des Geburtsortes von Aristoteles fragte ich mich nun, ob vielleicht die Woken demnächst gezwungen werden, ihren "Safe Space" zu verlassen, weil sie in den Krieg ziehen müssen. Seitdem Deutschland wegen seiner Waffenlieferungen Kriegsteilnehmer geworden ist, ein nicht mehr auszuschließendes Szenario. Und überhaupt: Wer immer lauter nach Waffenlieferungen brüllt, muss irgendwann selbst eine in die Hand nehmen. Das ist nicht schön, aber nur fair.  Gerade stelle ich mir vor, wie Woke ihre "Safe Space" Blase verlassen, aber nicht etwa zum kalt Duschen, was schlimm genug wäre, sondern weil sie an die Front sollen. Das ist keine schöne Vorstellung. Schreckliche Szenen spielen sich ab. Es ist nicht zum Aushalten. Ich muss aufhören.

Foto&Text TaxiBerlin

4 Kommentare:

  1. Es sind die alten Bilder vom Phänomen Krieg, denen anscheinend auch du unterliegst. Irgendwann wird dieser ausgerufen, es wird "mobil gemacht". Junge Männer erhalten Uniformen und einen praktischen Haarschnitt passend für den Helm. Dann gehts an die "Front".

    Ich glaube es ist schon Krieg. Zumindest in den Köpfen und darum auch in den Gazetten. Man merkt es auch an den Auswirkungen der Kriegswirtschaft. Und man merkt es an den praktischen Hinweisen zum angemessenen Verhalten: Kürzer Duschen, Katzenwäsche, doppellagig kleiden und falls nötig Wärmehallen aufsuchen.

    Was die Woken in ihren Bildungsanstalten und Bionade-Cocons angeht - sie werden keine Front aufsuchen müssen, die Front ist schneller bei ihnen als sie denken. Sie merken es zuerst daran, dass Twitter, Facebook, Instagram und andere Sofortmedien nicht mehr zugänglich sind. Dann daran, dass ihr Lieblings-Tofu im Regal fehlt. Dann daran, dass ihr Vorrat an Jodtabletten zur Neige geht und die Apotheken und Geschäfte im Viertel geplündert wurden.

    Gut, dass es kein funktionierendes Internet mehr geben wird. In der kurzen Zeit von Siechtum bis Tod dürfen sie dann erfahren, was echte Kommunikation bedeutet. Von Mensch zu Mensch. Nicht von Avatar zu Avatar.

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  2. Hab Dank, lieber Achim, für deinen Kommentar. Du hast recht, als Mensch von früher habe ich noch die alten Bilder vom Krieg im Kopf. Umso mehr freue ich mich über die Aufklärung deinerseits. Auch deine Beobachtung, dass der Krieg bereits begonnen hat, teile ich. Trotzdem ist er für viele irgendwie noch weit weg, und nicht wenige stellen sich den Krieg wie ein Computerspiel vor, bei dem sie einen Joy-Stick in der Hand halten. Für manch einen, z.B. im Rammstein, stellt er sich auch so dar, der moderne Krieg. Am Ende wird es aber so kommen, wie es immer kommt und wie auch du es sagst, ein Krieg von Mensch zu Mensch, worauf Woke aber nicht vorbereitet sind, weswegen sie einem schon wieder ein wenig leid tun können.

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  3. Anonym13.10.22

    Vielleicht wird es so kommen mit dem Krieg, vielleicht aber auch nicht. Thinking outside the box. Es wird schon reichen, die Medien abzuschalten. Die meisten Menschen werden dann große Probleme haben und durchdrehen. Aber daran verdient ja niemand. Also wird man das nicht machen. Woran kann man verdienen? Folge dem Geld.
    Wir wünschen Dir eine schöne Zeit in Mazedonien und viele neue positive Impulse für dich. LG EC

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  4. "Thinking outside the box" ist richtig, und vielleicht wird dieser Konflikt beigelegt wie die Kubakrise vor jetzt ziemlich genau 60 Jahren. Es gibt einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede.
    "Folge dem Geld" ist ebenfalls richtig, daran muss ich in letzter Zeit auch öfters denken. Bekannt geworden ist "Follow The Money" übrigens durch den Film "Die Unbestechlichen".
    Danke die Wünsche Mazedonien betreffend. Wir tun unser Bestes ;-)

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