21.7.22

Bericht aus Bulgarien (193) - "Von der drallen Blonden im kurzen Roten - eventuell morgen"

Jerry & me (eigentlich me & Jerry)

Ich bin jetzt auch so ein Typ geworden, der sich mit Leuten im Café trifft. Mein bevorzugtes Café ist das "Vegas" in Varshets. Dort kostet der Kaffee 80 Stotinki (40 Cent), die Toilette allerdings 50 Stotinki (25 Cent), und das auch für Gäste. Eigentlich wollten mein englischer Freund Jerry, mit dem ich mich meistens dort treffe, und ich in ein anderes Café ausweichen, und neulich haben wir das auch gemacht, und zwar in das Café (eher Konditorei) direkt neben dem "Vegas", aber vorgestern sind wir dann doch wieder im "Vegas" gelandet. Wohl auch wegen der drallen Blonden, der Tochter der Chefin vom "Vegas", die jetzt aber wieder auf dem Landratsamt arbeitet, wo sie die Steuern kassiert, weswegen sie nur noch selten im "Vegas" ist. Meine Steuern habe ich für dieses Jahr schon bezahlt, was ein bisschen Schade ist, weil da die dralle Blonde noch im Café gearbeitet hat. Aber zurück zum Thema: Vorgestern habe ich mich wie gesagt mit meinem englischen Freund Jerry getroffen, der gestern für eine Woche nach Rumänien aufgebrochen ist. Jerry hat sich richtig auf die Reise gefreut, was mir unheimlich vorkam. Ich meine, er fährt nach Rumänien! Zur Sicherheit, also falls wir uns nicht mehr wiedersehen, habe ich von dem Mann, der im "Vegas" mit an unseren Tisch saß, das "Vegas" ist immer gut gefüllt, dieses Foto (oben) von uns machen lassen. Mit einem Smartphone wäre es wahrscheinlich was geworden, aber so eine richtige Kamera fokussiert oft falsch, und dann kommen so unheimliche, fast schon rumänische Bilder bei raus. Auch deswegen hoffe ich, dass obiges Foto, was das einzige von uns beiden zusammen ist, nicht das letzte bleibt. Ich selbst fahre heute nach Sofia, wo ich gleich zwei Treffen habe, bevor ich meine Frau vom Flughafen abhole. Zu beiden Treffen habe ich mich gestern spontan übers Internet verabredet, das geht auch in Bulgarien. Zu Ostern bin ich dort nämlich einer Business-Plattform beigetreten, allerdings nur als geduldetes, weil nicht-zahlendes "Mitglied". Bisher habe ich auf dieser Plattform nur merkwürdige Menschen kennengelernt, Business-Menschen halt. Getroffen habe ich mich vor Wochen, es war genau der Tag, an dem ich nach Berlin abgereist bin, mit einer Holländerin. Das war ganz OK, obwohl sie sich durch ihren Kiez in der bulgarischen Hauptstadt, in dem sie schon ein paar Jahre wohnt, mit einem Navi leiten lassen musste. Das fand ich strange, fast scary. Um Menschen auf der Plattform anzusprechen, muss man englisch können. Ein paar Deutsche sind auch auf der Plattform und gerade kam noch die Nachricht von einem Amerikaner aus New York rein, der es vermutlich nicht schafft, dass wir uns heute in Sofia auf einen Kaffee treffen. Es wird also aller Voraussicht bei zwei Treffen bleiben, was auch genug ist für mich. Wenn man auf dem Dorf lebt wie ich, ist man nicht mehr so viele Menschen gewohnt. Die erste Verabredung habe ich in dem italienischen Café "Orsetti" um 12 Uhr mit einer Bulgarin. Bulgaren und insbesondere Bulgarinnen mögen das italienische, und ich auch, von daher passt es. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet, aber ich werde auf jeden Fall "high noon" im Café sein und mich überraschen lassen. Auch weil die Frauen, die ich bisher auf der Plattform kennengelernt habe, sehr Karriere-orientiert waren, um es mal so zu formulieren. Eine wollte beispielsweise von mir wissen, wie lange man genau gearbeitet haben muss in Deutschland, um eine Rente zu bekommen. Ich konnte ihr die Frage nicht beantworten, aber ich glaube auch nicht, dass es demnächst noch eine Rolle spielen wird. Die Bulgarin, die ich heute treffen werde, hat nicht solche Fragen gestellt, was mir Mut macht. Später werde ich dann noch einen deutschen Rentner treffen, der jetzt auch schon ein paar Jahre in Bulgarien lebt. Der Treffpunkt ist an der Kirche "Sweta Nedelja" vorm ehemaligen Hotel "Balkan", was jetzt das Sheraton-Hotel ist. Der Deutsche wusste, dass es auf der anderen Seite von der Kirche ein Restaurant "Happy" gibt, wo nicht nur alle immer "Happy" sind, sondern wo man von jungen Frauen in knappen roten Kleidern bedient wird, worüber ich auch schon mal geschrieben hatte. Ich habe keine Ahnung, ob der deutsche Rentner ins "Happy" gehen will, aber wenn, dann gehe ich auf jeden Fall mit, um zu sehen, ob es dort auch eine dralle Blonde im kurzen Roten gibt. Falls ja, würde ich morgen darüber berichten. Möglicherweise lohnt es sich also, morgen wieder hier vorbeizuschauen.

Foto&Text TaxiBerlin

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