6.7.22

Bericht aus Bulgarien (178) - "Schreiben in den Schluchten des Balkans"

Wer schreibt, der bleibt - hoffentlich!

Mein Bürgermeister hatte mich angerufen, um mir mitzuteilen, dass drei schwere Pakete für mich angekommen seien, da war ich gerade auf dem Weg zum Flughafen BER. Insgesamt habe ich sieben Bananen-Kisten voll mit Büchern von Berlin nach Bulgarien geschickt, das ganze mit Hermes. Die Pakete dürfen dort 25 kg schwer sein, sind mit 500 € versichert und kosten 18,90 €, was vergleichsweise billig ist. Die Pakete waren eine Woche unterwegs, was absolut OK ist. Die Verpackung war etwas beschädigt, die Leute sind neugierig, aber die Bücher sind alle da.

Mein Bürgermeister hatte die drei Pakete bei sich in der Kneipe abgestellt. Er war selbst da, als ich sie mir gestern dort abgeholt habe. Bei der Gelegenheit fragte ich ihn, ob er mir sagen könne, wo ich im Nachbarstädtchen den TÜV für mein Auto machen lassen könne, der war letzten Monat abgelaufen. Wenn ich eine halbe Stunde warten würde, würde er mich hinbringen, meinte er. Und so wartete ich auf ihn. Beim TÜV, der in Bulgarien jedes Jahr gemacht werden muss, wurden dann vor allem die Bremsen kontrolliert. Am Ende gab es eine neue Plakette, aus der hervorgeht, dass mein Benziner Euro 3 hat. In Berlin hatte er noch Euro 4. In Bulgarien ist eben doch alles anders. Gekostet hat der TÜV 45 Lewa (23 Euro).

Mein Bürgermeister meinte auf Nachfrage, dass der durch ein Misstrauensvotum abgewählte Ministerpräsident Petkow (auch) den bulgarischen Staat beklaut hätte. Er sprach von vier oder fünf Milliarden, was ich in der Schnelle nicht kontrollieren konnte. Mein Bürgermeister ist sich sicher, dass Petkow das Klauen bei seinem Studium in Harvard (und nicht in Bulgarien) gelernt hätte, was ich ebenfalls nicht kontrollieren konnte in dem Moment. Jedenfalls fehlt jetzt das Material, das der Bürgermeister letztes Jahr noch für unseren Weg besorgt hat, und das wir selbständig aufgebracht haben. In Bulgarien hat es sehr viel geregnet in meiner Abwesenheit, so dass alles sehr grün ist, aber unser Weg eben auch sehr ausgespült. Vielleicht komme ich ihn bald nicht mehr runter mit meinem Auto - trotz neuem TÜV. Dann habe ich zumindest genug zum Lesen, aber auch zum Schreiben. Meine kleinen Notizbücher, in denen ich immer alles aufschreibe, habe ich fast vergessen.

Foto&Text TaxiBerlin

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