4.6.22

Bericht aus Bulgarien (159)


Von meinem Sponsor - in tiefer Dankbarkeit

Seit meinem ersten Artikel "Bulgarien - die große Freiheit" auf Multipolar habe ich Sponsoren in der Heimat, die ich bei den Anonymen Alkoholiker (AA) nicht hatte, obwohl AA für seine Sponsorenschaft bekannt ist. Einer meiner Sponsoren ist aus Bremen und gerade ist er zusammen mit seiner Frau in den Schluchten des Balkans unterwegs. Das Wochenende hatte ich sie zu mir in meine Hütte "Auf dem Grat" eingeladen, so heißt meine Straße wirklich, wobei mit Grat der des Balkangebirges gemeint ist.

Mein Sponsor und seine Frau haben mich aber nicht nur einfach besucht, sondern mir auch Geschenke mitgebracht, immerhin hatte ich am Vortag Geburtstag, darunter obiges Smartphone, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Eigentlich brauche ich kein Smartphone, ich brauche es "nur" als Hot-Spot, um ins Internet zu gehen. Seit Montag habe ich nun Internet in meiner Hütte, vorher musste ich deswegen immer runter zum Bürgermeisteramt.

Mein Sponsor aus Bremen ist einer der Menschen, die Dinge gerne doppelt haben, was viele von sich vermutlich auch kennen. Er gehört darüber hinaus zu denen, die Dinge, die sie mehrfach besitzen, verschenken, und solche Mitmenschen sind erfahrungsgemäß rar gesät. Vor allem für diese Eigenschaft bin ich meinem Sponsor dankbar, und natürlich auch für das Smartphone, mit dem ich wie gesagt nur ins Internet gehe und nicht telefoniere.

Dankbar bin ich meinem Sponsor aus Bremen auch für obiges Buch, das gestern für mich hier in den Schluchten des Balkans ankam, und das er bei seiner Abreise aus Deutschland für mich bestellt hatte. Ich habe gestern angefangen zu lesen, bin also noch nicht durch, aber was ich gelesen habe, ist genauso gut wie der Titel, der sozusagen mein neues Mantra ist: "Glaube wenig - Hinterfrage alles - Denke selbst".

Da wir im Dorf zwar eine Post haben, aber keine Postfrau, die die Post austrägt, übrigens eine Tätigkeit, zu der ich mich neben vielen anderen auch schon berufen gefühlt habe in meinem Leben, ruft mich mein Bürgermeister immer persönlich an, wenn etwas für mich angekommen ist, damit ich es mir später bei ihm direkt in seiner Kneipe abholen kann und nicht von den Öffnungszeiten der Post abhängig bin, die wie nicht anders zu erwarten auf dem Dorf eher "konservativ" sind.

In der Kneipe von meinem Bürgermeister arbeitet seit vielen Jahre eine Frau, die ich nicht nur seit genauso vielen Jahren kenne, sondern die auch in meiner Straße "Auf dem Grat" wohnt. Fürsorglich fragte sich mich, wo ich abgeblieben wäre die ganze Woche lang und ich habe es ihr erklärt, dass nun auch ich ein Smartphone habe, mit dem ich jetzt auch von meiner Hütte aus ins Internet gehen kann. 

Daraufhin lachte sie, weil sie bisher nur mein altes Handy kannte, mit dem ich hin und wieder telefoniere, und ich musste auch lachen. Ich will unser gemeinsames Lachen jetzt nicht schlecht machen, lachen ist bekanntlich gesund, aber ich frage mich schon, ob ich nun mit meinem Smartphone nicht meine eigene Legende kaputt mache. Denn nachdem ich vor Jahren mit einem Esel aus unserem Dorf quer durchs Land bis ans Schwarze Meer gezogen war, gelte ich hier eigentlich als verrückt, aber im positiven Sinne - versteht sich.

Und nun bröckelt möglicherweise diese mühsam aufgebaute Fassade, befürchte ich.

Foto&Text TaxiBerlin

2 Kommentare:

  1. Joachim5.6.22

    Vielleicht halten sie dich weiterhin für verrückt, wenn du ihnen erzählst was es mit deinem Handy auf sich hat? Es ist von Google befreit, läuft zwar auf Android aber völlig ohne Google. Du tauscht dadurch keine deiner Daten aus mit dieser Datenkrake. Was dich natürlich als verrückt kennzeichnet, da doch alle um dich herum ihr Intimleben preisgeben, für umsonst.

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  2. Das ist eine gute Idee. Bei Gelegenheit mache ich das mal. Alleine um zu erfahren, ob das Problem bekannt ist. Nur dann kann ich mein Image als verrückt aufrecht erhalten.

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