10.6.22

Bericht aus Berlin (3)


Achtung: Depressive Verstimmung in der deutschen Hauptstadt

Bisher habe ich in Berlin überwiegend traurige Menschen gesehen. Wenn man Depressionen mittels Test messen könnte, käme man hier auf eine enorme Zahl positiv Getesteter. Und da Depressionen ansteckend sind, wäre auch der Inzidenzwert dementsprechend hoch. Tritt eine Depression endemisch auf, spricht man von einer Großen Depression. Die hatten wir schon mal, genauso wie die Spanische Grippe, aber nur in den Vereinigten Staaten. Eigentlich könnte und müsste sie auch Amerikanische Depression heißen, aber das lässt das Imperium USA nicht zu. Die depressive Verstimmung in der deutschen Hauptstadt entzündet sich gerade an den vollen Zügen. Sie sind oft voll, weil alle sich das Neun-Euro-Ticket gekauft haben, ich übrigens auch. Nur, niemand wurde gezwungen ein Neun-Euro-Ticket zu kaufen. Ich auch nicht. Aber ich nutze meins auch nicht. Dass ich es nicht nutze, liegt daran, dass ich all die traurigen Gestalten nicht auch noch gebündelt und mit Gesichtswindel sehen will. Das würde mich nur noch trauriger machen, als ich es eh schon bin. Depressionen sind wirklich ansteckend, das wird einem jeder Depressive bestätigen. Vor allem deswegen fahre ich nicht mit den Öffentlichen, sondern laufen ihnen lieber hinterher. Manchmal laufe ich auch einem Taxi hinterher, was aber schwerer ist. Ich tue das nicht aus alter Gewohnheit, sondern weil ich beim Taxihinterherlaufen mehr spare als nur die lumpigen neun Euro vom Neun-Euro-Ticket für die Öffentlichen. Ich kann jedem nur empfehlen, auch mal einem Taxi hinterherzulaufen. Man spart nicht nur mehr Geld, sondern es macht auch richtig Spaß. Ausserdem ist die Depression sogleich wie weggeblasen.

Foto&Text TaxiBerlin

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