10.4.22

Bericht aus Bulgarien (106)



Hatte ich letztes Jahr fünf Tomatenpflanzen, so habe ich dieses Jahr 10 gepflanzt. Genau sind es sogar 20, denn es sind jeweils zwei. Ich expandiere also hier in den Schluchten des Balkans. Letztes Jahr habe ich sie Ende Mai gepflanzt, weil ich da erst aus Deutschland gekommen war.

Das war etwas spät, weswegen ich am Ende viele grüne Tomaten hatte. Die habe ich eingelegt, musste aber feststellen, dass ich keine eingelegten grünen Tomaten mag. Eigentlich wollte ich Rosa Tomaten haben, Bulgarien ist wegen seinen Rosa Tomaten bekannt, aber der Typ auf dem Basar hat mir dummen Deutschen irgendwelche als Rosa Tomaten verkauft.

Angeblich waren es Rosa Büffelherz Tomaten, aber das war auch gelogen. Wenn man nicht aufpasst, macht der Bulgare mit einem, was er will. Dieses Jahr habe ich meine Tomatenpflanzen von einer Frau gekauft. Ihr Stand ist auf dem Basar der erste. Sie und auch ihr Stand machen immer einen guten Eindruck. Normalerweise gehört er eher zu den teureren, aber der Preis für die Tomatenpflanzen war ganz normal: 1,50 Lewa (75 Cent).

Genau genommen war er sogar günstig, weil es wie gesagt immer zwei Tomatenpflanzen sind. Was immer noch teuer ist in Bulgarien, ist deutsche Butter. Da bekommt man das Stück kaum unter 6 Lewa (3 Euro). Auch Sonnenblumenöl ist extrem teuer geworden. Zum Glück koche ich nicht mit Sonnenblumenöl wie die meisten Bulgaren, sondern mit Olivenöl, was auch immer mehr die Butter bei mir ersetzt.

Eier sind auch teurer geworden, man bekommt praktisch kein Ei mehr unter 30 Stotinki (15 Cent). Ich erwähne die Eier, weil Bulgaren gerne Tomaten zusammen mit Eiern und Sonnenblumenöl in der Pfanne zubereiten. Das ganze nennen sie „Misch-Masch“, eine deutsche Wortschöpfung.

Bulgarische Rosa Tomaten schmecken am besten als Salat, und da am allerbesten im traditionellen Schopska Salata. Natürlich nur in der Saison, das ist klar. Traditionell sind im Schopska Salata neben den Rosa Tomaten, Gurken, Zwiebeln und dem geriebenen Schafkäse darüber auch geröstete und geschälte Paprika.

Jetzt, also in kapitalistischen Zeiten, sind die Paprika im Schopska Salata aber meist roh. Sie vorher zu rösten und zu schälen ist wahnsinnig viel Arbeit, die sich aber lohnt, genauso wie die eigenen Rosa Tomaten.

Ob meine wirklich Rosa Tomaten sind diesmal? Ich lasse mich überraschen. Bulgarien ist ja auch als Land der Überraschungen bekannt.

Foto&Text TaxiBerlin

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen