Zurück auf meinem Dorf ticken die Uhren anders, ist das Leben ein anderes. Meine Hütte war nach zweieinhalb Wochen Abwesenheit total ausgekühlt. Erst heute morgen habe ich zumindest in einem Raum Wohlfühltemperatur erreicht. Aber ich will mich nicht beklagen, im Gegenteil. Eher mache ich mir Sorgen um die Menschen in Sofia, die immer mehr denen in anderen großen Städten gleichen, beispielsweise auch Berlin, auch wenn sie in der bulgarischen Hauptstadt noch nicht so verdreht sind wie in der deutschen. Der Deutsche muss es eben immer übertreiben. Nicht seine Geschichte macht den Deutschen so gefährlich, sondern seine Genauigkeit und sein Gehorsam. Das gibt es zum Glück nicht in Bulgarien, weder kennt man hier Genauigkeit, schon gar nicht bei der Uhrzeit, noch Gehorsam. Was aber zumindest in Sofia schon so ist wie in Berlin, ist, dass die Menschen keine Zeit mehr haben. Dazu muss man wissen, dass viele Einwohner der bulgarischen Hauptstadt keine Hauptstädter sind, ganz genauso wie in Berlin. Der Unterschied ist, dass die allermeisten Zugezogenen hier lieber auf ihrem Dorf geblieben wären, wenn es dort Arbeit für sie geben würde. Mit ihrer Arbeit in Sofia müssen sie nun nicht nur ihr Leben in der bulgarischen Hauptstadt finanzieren, sondern auch noch ihre Hinterlassenschaften auf ihrem Dorf versorgen. Da kann man schon mal schlechte Laune bekommen. Sie sind nicht nach Sofia gegangen, weil es gerade in und chick war, wie dies in Berlin nur allzu oft der Fall war und vielleicht immer noch ist. Die schlechte Laune, die viele Menschen in Sofia permanent haben, ist also absolut echt und kein Markenzeichen. Nach zweieinhalb Wochen dort habe ich trotzdem erst einmal genug davon. Und überhaupt: Das wichtigste im Leben sind die Veränderungen.
Foto&Text TaxiBerlin
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