21.2.22

Bericht aus Bulgarien (50)


Mein Arbeitsplatz

„Über lange Zeiträume scheinen die Oberen ungefährdet an der Macht zu sein, doch früher oder später kommt der Augenblick, in dem sie entweder ihr Selbstvertrauen verlieren oder die Fähigkeit, wirksam zu regieren, oder beides.“, so Orwell in „1984“. – Der Augenblick ist jetzt. Zeit also, aufzustehen und auf die Straße zu gehen, um den von  Menschen wie „Es geht um Leben und Tod“ Lauterbach verbreiteten „kontrollierten Wahnsinn“ zu beenden. Denn, so Orwell weiter, der vorherrschende Geisteszustand des „kontrollierten Wahnsinns“ soll die Gleichheit der Menschen für immer verhindern. Wäre ich in Berlin, würde ich am heutigen Montag dort spazieren gehen, wo ich einst mit meinem Taxi zu hause war, auf den Straßen und Plätzen der deutschen Hauptstadt, nicht nur um damit die Tradition der Montagsdemonstration fortzusetzen, sondern um die Runden Tische vorzubereiten, die ihnen folgen, und von denen es die ersten bereits in Bulgarien gab, ich hatte an dieser Stelle darüber berichtet. Hier in den Schluchten des Balkans werde ich morgen meinen Arbeitsplatz verlassen, um am Mittwoch in Sofia auf der Straße zu sein. Genauso wie in Berlin, so sind dort auch in der bulgarischen Hauptstadt nahezu ausschließlich ganz normale Menschen und keine „Nazis“, die hier vom Westen als „nationalistisch“, wenn nicht gar „ultranationalistisch“ bezeichnet werden, unterwegs. „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ von Hannah Arendt beginnt damit, der Propaganda der Herrschenden und auch der Journalisten, die vielleicht größte Enttäuschung unserer Zeit, nicht mehr zu gehorchen, sondern sich selbst ein Bild zu machen, wofür die Menschen schon ’89 auf die Straße gegangen sind.

Foto&Text TaxiBerlin

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