4.11.21

Offener Brief an Karl Lauterbach


 

Transparenz in Zeiten von Corona

Dass ich das noch einmal miterleben muss, dass wieder nur eine Meinung die richtige sein soll, und dass der, der sich eine andere, abweichende Meinung erlaubt, sogleich ein Feind, ein Gefährder, ein Aluhut, ein Antisemit, ein Nazi, ein Leugner, ein Schwurbler, ein Idiot, ein Rechter, besser gleich Rechtsradikaler (das ist sicherer) und allen voran ein Querdenker oder auch nur jemand mit „Querdenkerniveau“ (der neueste Kampfbegriff) ist, das habe ich mir nicht träumen lassen, selbst in meinen schlimmsten Alpträumen nicht. Immerhin, die Spreu trennt sich nun vom Weizen. Einen Freund erkennt man in der Not. Das war schon immer so, daran hat sich nichts geändert. Aber man lernt auch neue Leute kennen in Krisenzeiten. Auch das war schon immer so, und auch daran hat sich - zum Glück - nichts geändert.

Der Bulgare sagt, dass alles Schlechte auch sein Gutes hat. In diesem Fall ist es wohl die Erkenntnis, dass es Mitläufer, die einer angeblich richtigen Haltung hinterherlaufen, nicht nur in der Vergangenheit gab, sondern immer noch gibt und auch immer geben wird, so lange es Menschen gibt. Die Funktionsweise ist immer dieselbe. Man baut eine Bedrohung auf (Viren, Terroristen, Klassenfeinde, Kommunisten, Juden, Bolschewisten, Untermenschen etc.), an die die Mehrheit glaubt. Das mit dem Glauben ist wichtig, denn der Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Zur Not hilft man mit Angst und Schrecken oder gar mit Gewalt nach. Diese Stufe der Eskalation erreichen wir gerade. Die Mehrheit muss aber nicht nur an die Bedrohung glauben, sondern auch daran, dass sie selbst die Guten sind. Vielleicht das Schwierigste überhaupt an der ganzen Sache. 

Einer, der tagtäglich äußerst hart daran arbeitet, genau diese Bedrohung und den Glauben daran aufrechtzuerhalten, ist der Herr Lauterbach, der Ärmste, von der SPD, jetzt Regierungspartei – leider. Herr Lauterbach ist auch Mediziner, sein Spezialgebiet sind aber nicht die Viren, sondern das „Krankenhausmanagement“, oder genauer das Kaputtsparen von Krankenhäusern. Übrigens ein Grund, warum ich als examinierter Krankenpfleger schon lange nicht mehr in meinem erlernten Beruf in einem Krankenhaus arbeite, sondern es vorgezogen habe Taxi zu fahren.

Dass das Kaputtsparen von Krankenhäusern das Spezialgebiet von Karl Lauterbach ist, in dessen Folge wir jetzt ca. 5.000 weniger Intensivbetten haben als noch im letzten Jahr, erfährt man allerdings nicht von den so genannten Journalisten, die dem SPD-Politiker hinterher laufen, förmlich an ihm kleben, mit ihren Kameras und ihren Mikrofonen. Obwohl das ihre originäre Aufgabe wäre, den Zuhörer und Zuschauer mit relevanten Informationen zu versorgen, denken kann er in der Regel alleine, und eben nicht eine angeblich richtige Haltung einzufordern. Ekelerregend, diese Speichellecker.

Doch zurück zu Karl Lauterbach, der aktuell die vermeintlich Bösen nicht sich selbst überlassen möchte, sondern ihnen die angeblich Guten an die Seite stellen will. Nur: Wozu eigentlich? Was ist jetzt genau der Grund dafür? Und: Verhält es sich in Wahrheit nicht genau umgedreht? Dazu mein offener Brief an den SPD-Politiker:


Werter Herr Lauterbach,

auch für Sie gilt, dass auch wenn ich Ihre Meinung nicht teile, ich doch mein Leben dafür geben würde, dass Sie sie äußern dürfen. Ich gehe davon aus, dass Ihrerseits für mich diese Prämisse Voltaires ebenso ihre Gültigkeit hat. Und rechnen Sie auch mit Reaktionen auf Ihre Meinungsäußerung, das gehört zum Meinung sagen dazu, der Austausch darüber.

Ihr „Man kann die Ungeimpften nicht sich selbst überlassen.“ neulich bei Anne Will klingt für mich als Ungeimpfter wie eine Drohung. Auf jeden Fall ist es eine weitere Grenzüberschreitung, rechnen Sie also mit Widerstand von Ungeimften wie mir. Die Geimpften werden Ihnen vermutlich Beifall klatschen, Ihre Zeugen Coronas.

Nur, und das würde mich interessieren: Wen genau wollen Sie mir schicken? Wer von Ihren Jüngern hat den Mut, sich in die Schluchten des Balkans zu begeben? Immerhin „Hochrisikogebiet“, was immer das heißen mag, wo ich zwar mir selbst überlassen bin, hier haben Sie recht, aber sind wir am Ende nicht alle uns selbst überlassen?, wo ich mich aber bester Gesundheit erfreue, vermutlich weil ich weit weg bin von Ihnen und Ihren Jüngern. Wer also soll auf mich aufpassen und mich auf den „rechten“ Weg bringen? Pädagogen? Demagogen? Krankenschwestern und Krankenpfleger? (Da dürften einige von Ihnen kaputtgesparte freigestellt sein.) Gefängniswärter? Einschließer? Ehemalige Häftlinge? Polizei in Schwarz? Oder gleich die Impf-Antifa, die so antifaschistisch ist, wie der „Antifaschistische Schutzwall“, besser bekannt als „Die Mauer“, es war? (Ebenfalls in Schwarz, wie die Polizei.)

Wenn man jemanden nicht sich selbst überlassen darf, dann sind das wohl am ehesten Sie. (Was ist bei Ihnen bloß schief gelaufen?) Vor allem darf man Sie nicht den so genannten Journalisten überlassen, die Sie ständig vors Mikrofon oder vor die Kamera zerren, und alles nur der Quote wegen. Unerträglich diese tägliche Freak-Show.

Herr Lauterbach, kommen Sie mich besuchen, ich lade Sie hiermit ein. Damit Sie runter kommen von Ihren Höllenritt. Es ist schlimm, ständig diese Angst und Panik verbreiten zu müssen. Sie müssen das nicht! Genauso wenig wie ich trinken muss. Denn das hält kein Mensch auf Dauer aus. Ich weiß, wovon ich Rede. Auch ich war dem Wahnsinn lange genug ausgesetzt in unserem Land, und es war nicht einfach, ihm zu entkommen. Aber den Wahnsinn selbst zu verbreiten, das ist noch einmal etwas anderes.

Geholfen hat mir dabei auch mein Bürgermeister hier in Bulgarien, der immer wieder zu mir sagte: „Beruhige dich!“ – Das hat gewirkt, irgendwann. Deswegen gebe ich diesen Rat nun an Sie weiter. Beruhigen Sie sich und kommen Sie runter in die Schluchten des Balkans. Wir gehen hier zusammen spazieren, ich mache Sie mit meinem Bürgermeister bekannt, zeige Ihnen unser Dorf und die Berge, wir sammeln Hagebutten zusammen, machen Marmelade aus ihnen, noch ist es nicht zu spät dafür, und trinken Kräutertee dabei – das beruhigt ungemein.

Dann schauen wir uns in aller Ruhe die Zahlen an. Selbst in Ihrer Altersklasse dürften nur etwa 0,3 % oder weniger an der vom Virus hervorgerufen Erkrankung versterben. Die Wahrscheinlichkeit ist also ungefähr so groß, wie ein größerer Gewinn im Lotto. Jetzt mal ehrlich: Wovor genau haben Sie Angst? Zugegeben, es wird eine Weile dauern, bis Sie aus dem Angst- und Panikmodus herauskommen. Das war bei mir nicht anders. Aber glauben Sie mir, auch Sie werden es schaffen. Auch sie werden wieder frei und ganz ohne Maske durchatmen können.

Ich erzähle Ihnen nichts Neues, denn das ist Ihr Fachgebiet, das Sparen. Man kann, lässt man Maske und Impfung weg, eine Menge Geld einsparen. Sie werden keine Kameras und auch keine Mikrofone mehr brauchen. Sie müssen auch nicht mehr den Guru für irgendeine Sekte spielen, sondern können ganz Sie selbst sein. Zweifellos das Schwerste überhaupt. Oder wie Brecht meinte, dass es das Einfache sei, das so schwer zu machen ist.


So weit der Offene Brief an Karl Lauterbach. Nun noch ein Wort an all jene, die aufstehen wollten, wenn Menschen, die ihre Einladung zum Impfen nicht annehmen, anders behandelt werden würden als sie selbst, also als diejenigen, die diese Einladung angenommen haben. Der Fachbegriff dafür ist Diskriminierung. Ich habe nie an euren Aufstand, der auch nicht kommen wird, geglaubt. Die Ungeimpften, zu denen ich gehöre, werden ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. Das ist nur fair, zumindest in gewisser Weise. Fair ist aber auch, dass diejenigen, die versprochen hatten aufzustehen, wenn ihre Freunde, Nachbarn, Bekannte, Kollegen etc. diskriminiert werden, irgendwann in der Zukunft gefragt werden, warum sie dies nicht getan haben.

Viele halten das, was ich gerade tue, für mutig. Also mich in der grauen Jahreszeit mit wenig Tageslicht ganz alleine und nur mit einem Ofen in den Schluchten des Balkans zurückzuziehen. Ich sage euch: Das ist nicht mutig! In gewisser Weise ist es sogar feige und eine Flucht. Ich bewundere vielmehr euren Mut, die ihr ausharrt in der großen Stadt Berlin und den tagtäglichen Wahnsinn in den Supermärkten, in den Öffentlichen, auf den Straßen, im Radio und auch im Fernsehen, im Internet, im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis, mit der Politik und ihren „Experten“, vor allem aber mit den so genannten Journalisten, immerhin die vierte Gewalt im Staat, aushalten müsst.

Video YouTube
Text TaxiBerlin

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