17.1.22

Bericht aus Bulgarien (17)

Graffito in Sofia

Ich bin immer noch in Sofia und habe hier jetzt auch ein eigenes Graffito. Obwohl die Sonne bereits hervorgekommen ist, auch diesbezüglich ist Bulgarien Deutschland eine Stunde voraus, ist es weiterhin kalt in der bulgarischen Hauptstadt. Heute morgen konnte ich meinen Bericht über den Protest am Mittwoch fertigstellen und abschicken. Jetzt warte ich auf die Antwort. Das Warten vertreibe ich mir mit einem Interview, das für den heutigen Tag geplant ist. Es handelt sich eher um ein Gespräch, und zwar mit dem bereits erwähnten Übersetzer. Ein junger Mann, den ich zusammen mit seiner Frau letzten Sommer hier in Sofia auf der Straße kennengelernt habe, und der Bücher aus dem Deutschen ins Bulgarische übersetzt. Ganz aktuell hat er das Buch "Endspiel des Kapitalismus" von Norbert Häring ins Bulgarische übertragen. Es wird demnächst hier in Bulgarien auf Bulgarisch erscheinen. Gestern habe ich zusammen mit dem Übersetzer, der so wie ich gerade etwas mehr Zeit hat, Konstantin in seinem Antiquariat "Ortograph" besucht, wo wir uns beide mit Bücher eingedeckt haben. Der Übersetzer mit "Lob des Sisyphos" von Camus, und ich mit "Ausgewählten Erzählungen" von Beckett und "Arztgeschichten" von Bulgakow. Da wir beide Stammkunden sind, haben wir von Konstantin Rabatt bekommen. Für die drei Bücher wollte er zusammen 15 Lewa (7,50 Euro) haben, also für jedes Buch 5 Lewa (2,50 Euro), was absolut OK ist. Meine beiden Bücher liegen gerade vor mir auf dem Schreibtisch in "meinem" Zimmer hier in Sofia. Genau genommen ist es das Zimmer von dem Sohn meines Freundes, der im Moment in Holland Jura studiert. Möglicherweise wird er aber bald nach Bulgarien zurückkehren, um hier sein Studium fortzusetzen. Auch in Holland ist ja der Wahnsinn ausgebrochen. Bis zu seiner Rückkehr werde ich aber nicht hierbleiben. Die große Stadt tut mir auf Dauer nicht gut, auch wenn ich hier keinen Ofen mit Holz versorgen muss, sondern eine elektrische Heizung an der Wand für Wärme sorgt. Aber irgendwie ist mir das schon zu viel Luxus, zu viel Dolce Vita, zu easy going. Dann hätte ich ja auch gleich in Berlin bleiben können. - Naja, nicht ganz.

PS: Falls es heute zu dem Gespräch mit dem Übersetzer kommt, wir wollten nochmal über die Demonstration am Mittwoch sprechen, werde ich hier darüber informieren, wenn es veröffentlicht wird.

Foto&Text TaxiBerlin

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