Ich schäme mich für Angela Merkel, aber ich schäme mich nicht nur für sie. Dass Politiker Opportunisten sind, die ihr Fähnchen in den Wind halten, das ist bekannt. Angela Merkel kommt aber aus dem Osten, wo auch ich herkomme. Sie ist ein Produkt der Wende von 1989 in der DDR. Ohne die Wende, keine Kanzlerin Angela Merkel.
Die Mauer fiel vor genau 32 Jahren. Sie fiel, weil mutige Menschen auf die Straße gingen, obwohl dies genauso wie heute verboten war, und etwas riskiert haben. Angela Merkel hat nichts riskiert. Sie warf sich nur der Partei an den Hals, die die größten Chancen versprach, die nächsten Wahlen zu gewinnen. Angela Merkel ist ein Emporkömmling. Ein Begriff, dessen Genderung noch aussteht. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.
Dass sich jemand an seine Macht krallt, hat er sie einmal in den Händen, das ist nichts Neues. Neu ist, dass dies nicht kritisiert oder gar ernsthaft in Frage gestellt wird. Wie konnte Angela Merkel am Ende länger regieren als Helmut Kohl? Wie hat eine einzelne Person es geschafft, nicht nur die Politik, sondern ein ganzes Land so lange in Schach zu halten? Und wie konnte sie dabei immer öfter ganz andere Interessen vertreten?
Mit diesen Fragen werden sich demnächst Doktorarbeiten beschäftigen. So ist es üblich in einer Demokratie. Normalerweise gibt es dafür die Medien, die vierte Gewalt im Staat, die vielleicht größte Enttäuschung unserer Zeit. Als jemand, der sich mit der Sprache beschäftigt, schäme ich mich für sie, für ihren falschen Gebrauch unserer Sprache, der mir körperliche Schmerzen bereitet, aber vor allem für ihre falsche Berichterstattung.
Schämt euch, ihr Journalisten. Und schämen sie sich, Angela Merkel.
Foto&Text TaxiBerlin
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