„Petschka ima – drugo njama“ heißt auf Deutsch „Einen Ofen gibt es – etwas anderes nicht“ und ist eine ganz bekannte Textstelle aus einem bulgarischen Song der Neunziger, wo die Menschen richtig gehungert haben hier. Der Hunger war sprichwörtlich, die Leute hatten nichts zu essen. Nicht alle, aber doch so einige. Manch Bulgare hatte gerade noch einen Ofen, um im Winter nicht zu erfrieren. Genauso ein Ofen stand bei mir in der Hütte, ich habe ihn neulich noch benutzt. Da sich die Tür nicht mehr richtig schließen ließ, sprangen die Funken regelmäßig aus dem Ofen und auf den Boden davor, wo sie diverse Brandlöcher hinterlassen haben. Das ganze war nicht ganz ungefährlich, immerhin ist der Boden aus Holz. Die Sache wurde mir jetzt pünktlich zum Beginn der Heizsaison zu heiß, weswegen ich losgezogen bin und mir einen neuen Ofen geleistet habe. Vorher habe ich natürlich gründlich recherchiert, wie sich das auch für einen halben Deutschen gehört. Meine Recherche ergab, dass die Öfen der Marke PRITY der bulgarische Mercedes in Sachen Heizen sind und das Markenzeichen sogar aus purem Gold ist. Das mit dem Mercedes war mir wichtig, bin ich doch Jahrelang einen Mercedes gefahren und neulich hatte mein Chef mir noch sein privates, ehemaliges Mercedes-Taxi geborgt, damit ich meine Frau und meine Schwiegermutter aus Amerika standesgemäß durch die Schluchten des Balkans kutschieren konnte. Apropos mein ehemaliger Chef, zu dem ich wie gesagt ein sehr gutes Verhältnis hatte: Der hat das ganze Geld seiner ehemaligen Taxi-Firma, die er Ende letzten Jahres Uber-Corona-bedingt vermutlich unter Wert verkauft hat, und darüber hinaus seine ganzes Erbe in eine Immobilie in West-Deutschland angelegt, die im Sommer sprichwörtlich den Bach runter gegangen ist. Ihm geht's jetzt wie mir und vielen Bulgaren: „Petschka ima – drugo njama“, was auf Deutsch „Einen Ofen gibt es – etwas anderes nicht“ heißt. Ich hoffe inständig, dass es auch für meinen Chef für einen Mercedes-Ofen gereicht hat. Bei meinem Mercedes-Ofen der Marke PRITY ist wie gesagt das Markenzeichen aus purem Gold. Einerseits ist das gut, weil wenn der Ofen trotz der Vorschusslorbeeren nichts taugt, die Verarbeitung lässt jedenfalls zu wünschen übrig und entspricht keinesfalls deutschen Standards, ich dann immerhin noch das Gold habe, das ich verkaufen könnte. Funktioniert der Ofen hingegen wie ein Mercedes, was ich natürlich hoffe, kann ich das Markenzeichen nicht verscherbeln, weil dann der Ofen nichts mehr Wert ist, also beim Weiterverkauf. Naja, jedenfalls überlege ich gerade, was ich im Winter, den ich hier in einer gesunden Umgebung mit normalen Menschen und ohne Angst aber vor allem ohne Maske zu verbringen gedenke, wohl essen werde. Gold essen geht ja auch nicht. Aber ich lass mir deswegen keine grauen Haare wachsen, und überhaupt: Petschka ima – Einen Ofen gibt es!
Fotos&Text TaxiBerlin
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