5.1.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (005)

Irgendwo in Berlin

Ungemütlicher Empfang für Olaf Scholz in Sachsen-Anhalt. Robert Habeck kann nicht von der Insel, seine Fähre muss mit ihm nach Hooge zurück fahren. Was sich erstmal harmlos anhört, könnte nur der Anfang von etwas Größerem sein, das am 8. Januar beginnt. Ein Generalstreik ist in Deutschland offiziell verboten. Die "Antifa" will gegen ihn mobil machen. Ich muss an das Gedicht "Der Revoluzzer" von Erich Mühsam denken, das er der deutschen Sozialdemokratie gewidmet hatte.

War einmal ein Revoluzzer,
Im Zivilstand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: „Ich revolüzze!“
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten
Mitten in der Straßen Mitten,
Wo er sonst unverdrutzt
Alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
Rupft man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer Schrie:
„Ich bin der Lampenputzer“
Diesen guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn das Licht ausdrehen,
Kann kein Bürger nichts mehr sehen,
Laßt die Lampen stehen, ich bitt!
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!

Doch die Revoluzzer lachten,
Und die Gaslaternen krachten,
Und der Lampenputzer schlich
Fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben
Und hat dort ein Buch geschrieben:
Nämlich wie man revoluzzt
Und dabei noch Lampen putzt.


Foto&Text TaxiBerlin

3 Kommentare:

  1. Anonym5.1.24

    Sehr schön! Ich fragte mich, warum ich so grosse Sympathien verspüre für die Aktivitäten der Bauern. Es liegt womöglich genau daran: Sie bleiben nicht zuhause und schreiben ein Buch über das Revoluzzen! Sie tun es.

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  2. Anonym5.1.24

    Ach wie schön, daran erinnert zu werden, dass sich nicht viel geändert hat seit Mühsams Tagen! Sobald es konkret wird, kneifft der deutsche Michel, ganz besonders jener, der sich als "links" oder gar "sozialdemokratisch" begreift. Mir wurde beim Lesen bewusst, warum mich der Protest der Bauern so zu begeistern vermag: Sie tun etwas. Ganz im Gegensatz zum Intellektuellen, der zuhause sitzt und darüber Bücher verfasst, was denn zu tun wäre.
    (Natürlich weiß ich auch, dass ich vor roher Gewalt die größte Angst hätte und mich nach Hause schleichen würde, wäre ich Zeuge davon ...)

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  3. Ja, auch wenn uns jeden Tag eine neue Wahrheit verkauft werden soll, findet man mehr Wahrheiten in alten Büchern - je älter, desto mehr.
    Dass man Schlimmeres verhindern wollte oder es doch schon immer gewusst habe, werden wohl bald wieder populäre Ausreden sein.

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