Der Tod am Frankfurter Tor
Berlin tut mir gar nicht gut. Die Stadt ist voll von Menschen, die schon tot sind, es aber noch nicht wissen. Vorgestern traf ich einen von ihn. Einen Freund, der mir den guten Rat gab, mich mit meiner journalistischen Arbeit "nicht in irgendwas reinzusteigern", wie er es nannte. Man kennt das seit einiger Zeit. Früher sagte man, dass wenn man solche Freunde hat, keine Feinde mehr braucht. - Gestern nun, also einen Tag später, kamen von demselben Freund diese Zeilen: "Ich schätze deine journalistische Arbeit und dein Engagement was da drin steckt sehr. Und ich teile auch die meisten der Ansichten die du dort äusserst." - Neben 20 Prozent von Hundertfünfzigprozenten gibt es etwa 60 Prozent Mitläufer, zu denen mein Freund gehört. Ja, wir sind noch Freunde oder versuchen es zumindest zu sein. Mitläufer wissen, dass sie bei der falschen Sache mitlaufen, haben aber nicht den Mut auszusteigen. Wenn es eines Aussteigerprogramms bedarf, dann eines für Mitläufer! - 60 Prozent Mitläufer gab schon immer und überall, aber nicht alle wissen das. Ich weiß das, weil ich eine ähnliche Situation wie heute schon einmal miterlebt habe. Ich lebte in einem Land, das es heute nicht mehr gibt. Anfangs wollten Menschen, es war eine Minderheit, dieses Land zum Positiven verändern. Später ist die Mehrheit dem Geld hinterhergelaufen und hat sich von einem anderen Land über den Tisch ziehen lassen. - Das ist alles nicht neu für mich. Neu ist für mich die Frage, ob diese Erkenntnis denjenigen, für den sie heute neu ist, krank machen kann. Denn ich kenne auch Menschen, die jetzt Krankheiten wie Krebs und Multiple Sklerose, also MS, entwickeln. Ich persönlich kann es mir vorstellen. Aber wie siehst Du das? Schreib mir Deine Meinung in den Kommentar!
Foto&Text TaxiBerlin
Ich verstehe nicht, was du meinst. Warum ist dein "Freund" ein Mitläufer? Wo läuft er mit? Woran machst du dies fest?
AntwortenLöschenUnd: Woher weißt du, dass es 20 Prozent von "Hundertfünfzigprozentigen" gibt und 60 Prozent "Mitläufer"? Wozu dient es dir, diese Unterscheidungen zu machen? Es scheint mir ähnlich wie bei jenen, die "Diversity" einfordern - sie wissen auf welcher Seite sie selbst stehen.
Warum schauen wir nicht nach den Gemeinsamkeiten trotz aller Unterschiedlichkeit?
Danke für deinen Kommentar, Achim, mit dem ich mich jetzt meinerseits schwer tue. Auch weil du auf meine Fragestellung gar nicht eingehst.
AntwortenLöschenDafür setzt du Freund in Anführungszeichen, was ich nicht getan habe. Im Gegenteil, ich habe darauf hingewiesen, dass wir weiterhin Freunde sind. Wozu diese Betonung der Unterschiedlichkeit deinerseits?
Die Zahlen stammen von Hannah Arendt. Sie haben sich durch meine Erfahrung in der DDR bestätigt.
Jetzt, wo ich darüber nachdenke, würde ich sagen, dass es mir darum geht, meiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. Ich habe mich in dem Freund getäuscht. Und dass ich das jetzt so sehen kann, hat etwas befreiendes.
Ich denke, dass Menschen krank werden (meine eigentliche Fragestellung), hat viel damit zu tun, dass sie Sachen nicht wahrhaben wollen. Letztendlich war es aber schon immer so:
Mitläufer zu sein, war schon immer einfacher. Und um gegen etwas zu sein, bedurfte es schon immer des Mutes.
PS: Eine Sache ist mir noch eingefallen, lieber Achim, die ich nachreichen möchte. Im Nachgang habe ich mich mit meinem Freund unterhalten, und da hat er gesagt, dass er dasselbe mit mir gemacht hat, was seine Eltern, in seinem Fall sein Vater, mit ihm gemacht hat, was ihn selber total nervt, und zwar ungefragt Ratschläge zu erteilen. In dem geschilderten Fall, dass ich mich "nicht in irgendwas reinsteigern" soll, was ich sehr interessant und vor allem sehr ehrlich fand von ihm.
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