Auf dem Flug nach Amerika las ich eine Kurzgeschichte mit dem Titel "Die USA". Dem Autor aus Deutschland fiel folgendes hier auf: Erstens die Höflichkeit. Zweitens die Freundlichkeit. Drittens die Abwesenheit von Aggressionen. Er wurde von den Amerikanern pausenlos nach seinem Befinden gefragt, und ob man ihm helfen könne. Er berichtete weiter von einer Fahrradpanne, und dass nach nur zwanzig Sekunden ein tätowierter Muskeltyp kam und sein Fahrrad reparierte. Seine Finger waren danach voller Schmieröl, er lächelte aber und sagte: "Wie schön, dass ich helfen durfte." - Deutsche würde gerne sagen, dass Amerikaner oberflächlich sind und es nicht ernst meinen. Dem Autor ist das egal. Lieber lässt er sich von jemandem unehrlich bei einer Panne helfen, als ein typischer Deutscher zu sein, den er so beschreibt: Er bereitet für sich und seinen Hund, den er aus einem spanischen Tierheim befreit hat, eine vegetarische Mahlzeit zu, überweist am Computer 100 Euro an Amnesty International, unterzeichnet schnell eine Solidaritätsresolution für arbeitslose Roma aus Rumänien, dann verlässt er seine Wohnung. Im Treppenhaus begrüßt er seine Nachbarin mit den Worten: "Sie alte Schlampe! Wenn Sie noch mal Ihren Müll neben die Tonne stellen, verklage ich Sie!" Dann fährt er, natürlich mit dem Fahrrad, zur Antikriegsdemo. Auf dem Weg dorthin zerkratzt er mit seinem Schlüssel noch rasch ein Auto, dessen Stoßstange zehn Zentimeter weit auf den Fahrradweg ragt. - Abgesehen von der "Antikriegsdemo", die heute eine Demo für mehr Waffen für die Ukraine wäre, deckt sich die Schilderung mit meinen Erfahrungen. Wer die ganze Geschichte lesen will, schreibt mir eine e-mail. Dann bringe ich das Buch zurück nach Berlin.
Foto&Text TaxiBerlin
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