Schlimmer als DDR
"Willkommen in der DDR" ist der Titel eines Kommentars von mir, der gerade erschienen ist. In ihm kommentiere ich den Prozess gegen Paul Brandenburg, über den ich zuvor berichtet hatte. Nach einigem hin und her durfte ich in den Saal. Allerdings nicht als Vertreter der Presse, sondern nur als Besucher. Ich war lange nicht im Gericht gewesen. Noch nie habe ich dort eine solche Farce erlebt. Die Gerichtssprecherin entschied praktisch willkürlich darüber, wer Pressevertreter ist und wer nicht. Ich war ihrer Meinung nach keiner. Aber nicht nur das. Sie, die auch die Choreographie des gesamten Prozesses geschrieben zu haben schien, trug immer noch eine Maske. Die Staatsanwältin, die ihren Job der Richterin überließ, saß immer noch hinter einer Plexiglasscheibe. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass Berlin die Zentrale des Irrenhauses Deutschland ist, so war er hier im Berliner Amtsgericht erbracht. Dazu passte auch die Aufforderung, fast war es ein Befehl, eines Justiz-Beamten an die zahlreichen Besucher des Prozesses, dass diese sich jetzt zu freuen hätten. Die junge Richterin hatte einen größeren Saal gefunden, der immerhin sieben Sitzplätze mehr aufwies. Genau das hatte derselbe Beamten zuvor rigoros ausgeschlossen gehabt. Angeblich gäbe es keinen größeren Saal im gesamten Gebäude für den Prozess gegen Paul Brandenburg. Rolf Henrichs "Der vormundschaftliche Staat" greift hier zu kurz, denn dieser bestimmte damals "nur" die Lehrinhalte. Heute haben wir einen Kindergarten - schlimmer als DDR.
Foto&Text TaxiBerlin
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