19.5.23

Bericht aus Berlin (034) - "Ratschläge sind Schläge"

Irgendwo in Ostdeutschland

Seit ich zurück bin in Berlin, das sind jetzt auch schon wieder fast zwei Monate, höre ich von Menschen, dass man dies und jenes nicht sagen oder schreiben darf. Etwas, was ich aus Bulgarien, wo ich die letzten beiden Jahre verbracht habe, nicht kenne. Auch in der DDR gab es so etwas in der Form nicht. Möglicherweise liegt es daran, dass man damals in der DDR und auch heute in Bulgarien gleicher ist, und dass man vor allem nicht so viel zu verlieren hatte. Praktisch nur seine Ketten, wie es die Klassiker nannten. Die Menschen in Deutschland heute haben immer noch etwas zu verlieren. So denken sie zumindest. Viele leben auch einfach immer noch in ihrer kleinen heilen Welt. Das war auch bis zum Ende in der DDR so. Angesichts dessen verstehe ich ihre Zurückhaltung. Also rein menschlich, und auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Dieser wird regelmäßig überschritten, wenn dieselben Menschen denken anderen Menschen Ratschläge erteilen zu müssen. Ratschläge können auch Schläge sein. Dass immer mehr Menschen meinen Schläge in Form von Ratschlägen erteilen zu müssen, erkläre ich mir so, dass auch bei ihnen ein Umdenken eingesetzt hat. Das finde ich gut. Wie wär's, wenn sie zur Abwechslung einfach über ihre Zweifel sprechen würden, anstatt anderen Ratschläge zu erteilen?

Foto&Text TaxiBerlin

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