Seit sechs Wochen bin ich in Berlin und seit drei Wochen gehe ich wieder zu den Meetings der Anonymen Alkoholiker. Vorher hatte ich einfach keine Zeit. In Bulgarien habe ich keine Meetings besucht. Sie sind dort nicht sehr verbreitet. Die zwei Meetings in Berlin, zu denen ich gehe, kenne ich von früher. Der auffälligste Unterschied ist, dass jetzt viel weniger Leute da sind, über den Daumen gepeilt ein Drittel. Waren früher 15 Leute auf dem Meeting, so sind es heute nur noch fünf. Das hat den Vorteil, dass jeder Einzelne mehr Redezeit hat. Dafür hat man aber auch weniger Zuhörer und weniger Input. Man lernt sehr viel, indem man einfach nur zuhört. Warum man weniger zu hören bekommt, das ist immer noch ein Rätsel. Fakt ist, dass der Besuch der Meetings hilft trocken zu bleiben. Manch einer trinkt schon sein halbes Leben keinen Alkohol mehr und geht immer noch zu den Meetings. Was jetzt häufiger vorkommt, ist, dass manch eine über ihre Krankheit spricht. Eine Krankheit, die sie vor kurzem noch nicht hatte. Oft ist es Krebs oder eine ähnlich unangenehme Erkrankung. Man könnte deswegen vermuten, dass diejenigen, die nicht mehr kommen, ebenfalls Krankheiten entwickelt haben. Vielleicht haben sie auch wieder angefangen zu trinken. Oder sie sind einfach tot.
Foto&Text TaxiBerlin
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