22.1.23

Bericht aus Bulgarien (417) "Hilferuf aus der Heimat"

Worauf wartest du?

In den letzten Tagen erhielt ich mehrere Anrufe aus der Heimat, die eines gemeinsam hatten. Der Anrufer brach während des Telefonats in Tränen aus, wofür aktuelle Gründe die Ursache zu sein schienen. Materiell geht es den Anrufern gut, oder vielleicht sollte man besser "noch gut" sagen. Keiner von ihnen hat bisher finanzielle Probleme. Das war also nicht der Grund für ihren Schmerz. Ich habe das getan, was ich auch in meinem Taxi getan habe. Ich habe einfach nur zugehört, Fragen gestellt, mich mit Kommentaren, Ratschlägen oder gar Urteilen zurückgehalten, denn ich wollte verstehen, wo der Schmerz bei meinen Anrufern herrührt. Auch sie sind erschöpft, keine Frage, wie es schon vor gut einer Woche in einer e-mail an mich stand. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass sowohl die Anrufer, als auch der Verfasser der e-mail, unter einer so genannten posttraumatische Belastungsstörung leiden. Dabei handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die als Folge auf ein traumatisches Erlebnis auftreten kann. Das traumatische Erlebnis ist in dem Fall Corona, eine als lebensbedrohlich dargestellte Erkrankung, die angeblich die eigene Sicherheit und die von anderen bedroht. Aber nicht nur das. Der sichere Tod wurde uns allen praktisch garantiert, und das fast drei Jahre lang. Ein Trauma ist da nur folgerichtig. Und wer heute in der Heimat nicht traumatisiert ist, der sollte sich fragen, was mit ihm nicht stimmt. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich selbst habe mich vor diesem Trauma in den Schluchten des Balkans in Sicherheit gebracht. Spätestens nachdem mich aktuell die Hilferufe aus der Heimat erreicht haben, gehe ich nunmehr mit Sicherheit davon aus, dass demnächst weitere Landsleute diesen Weg auch gehen werden. Nämlich dann, wenn sie hungern oder frieren müssen (oder beides), weil die Kohle hinten und vorne nicht mehr reicht, denn die Inflation wird auch in Deutschland weiter voranschreiten. Habe ich mich anfangs gefragt, ob mein Gang nach Bulgarien eine Flucht war, komme ich nun immer mehr zu dem Schluss, dass ich damit nur erneut eine Vorhut darstelle. Früher war es der Gang nach Berlin, als sich noch keine Hipster und Party People dorthin trauten. Heute ist es der Umzug nach Bulgarien, was vielen demnächst bevorsteht. Und da kann ich alle beruhigen, die sich mit diesem Gedanken tragen oder gar schon auf gepackten Koffern sitzen. Es erwartet euch ein aufregendes Abenteuer in den Schluchten des Balkans, das euch gesund werden lässt und eure erlittenen Traumata heilen kann. Ihr braucht dazu nicht viel Geld, ihr müsste nur offen für Neues sein. Nur eines solltet ihr nicht tun. Noch länger in der Heimat warten, bis alle anderen sich auch auf den Weg machen, wie es mit Berlin passiert ist. Dann ist es zu spät. Deswegen möchte ich allen Unentschlossenen Mut machen. Fasst euch ein Herz. Habt keine Angst mehr. Und vergesst nicht: Das wichtigste im Leben sind die Veränderungen.

Foto&Text TaxiBerlin

2 Kommentare:

  1. "Und wer heute in der Heimat nicht traumatisiert ist, der sollte sich fragen, was mit ihm nicht stimmt."

    Was ist, wenn diese Person herausfindet, dass mit ihr alles in Ordnung, dass jedoch der Rest der Bevölkerung krank ist?

    Ich bin davon überzeugt, dass es hilfreich ist, sich mit Menschen zusammen zu tun, die sich über die Maßnahmen hinwegsetzen (können). Auch, dass es hilft, Sichtweisen auf die Maßnahmen zu entwicklen, die diese kritisch beleuchten. Und es kann hilfreich sein, neben der Auswahl von hilfreichen Menschen und hilfreichen Informationen nicht jede Impfung über sich ergehen zu lassen.

    Das nennt sich dann Resilienz und verhilft dazu, auch in der "Heimat" zu überleben.

    Liebe Grüße in die Diaspora,

    Joachim

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  2. Lieber Achim, danke für deine Antwort. Ich fange mal von hinten an:

    "Überleben" ist mir auf die Dauer zu wenig. Das hatte ich lange genug. Aber selbst der, der "nur überleben" möchte, ist in Bulgarien gut aufgehoben.

    Dass sich Gleichgesinnte zusammentun und sich helfen, ist immer gut. Dies scheint mir aber im Deutschland immer noch nur eine kleine Minderheit zu sein. Der Wahnsinn geht weiter wie gehabt.

    Was ist, wenn eine Person herausfindet, dass mit ihr alles in Ordnung ist, dass jedoch der Rest der Bevölkerung krank ist? Genau das ist gerade mit Ulrike Guérot passiert. Sie musste sich in psychiatrische Behandlung begeben.

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