26.11.22

Bericht aus Bulgarien (306) - "Bravo!"

Der Nachbar mit seinen Schafen

Seit einiger Zeit kommt wieder ein Schäfer mit seinen Schafen bei mir vorbei. Es ist aber nicht der alte Schäfer von früher, der Sämtlich Schafe und Ziegen unseres Dorfes eingesammelt und geweidet hat. Seit es das Schaf-KZ gibt, gibt es auch keine Schafe mehr im Dorf, nur noch ein paar Ziegen, und dementsprechend kam auch kein Schäfer mehr. Der Schäfer, der jetzt mit seinen Schafen kommt, ist eigentlich Polizist. Vor einiger Zeit ist er mit seiner Familie (Frau & Tochter) von Sofia zurück in sein Dorf gezogen. Hier sind wir sogar Nachbarn, die Familie des Schäfers, die Tochter ist Teenager, hat ein Haus weiter unten am unbefestigten Weg. Er ist immer noch Polizist, ich habe ihn auch schon mal in Uniform gesehen. Das mit den Schafen machen er und seine Frau nur nebenbei. In den letzten zehn Jahren sind fast 100.000 Bulgaren aufs Dorf gezogen. Seit Corona hat diese "Zurück aufs Dorf" Bewegung noch einmal Fahrt aufgenommen, begonnen hatte sie aber schon zuvor. Bulgaren wandern also nicht nur ins Ausland aus. Im Gegenteil, auch dort gibt ist seit Corona ein "Zurück in die Heimat" zu beobachten. Als ich vorgestern aus Griechenland zurückkam, fragte der bulgarische Zöllner mich danach aus, während er meinen Wagen nach Zigaretten und Alkohol untersuchte. Ganz genau wollte er wissen, in welchem Dorf ich wohne. Und als ich es ihm gesagt hatte, sagte er nur "Bravo!" und die Inspektion war beendet. Es gab sowieso nichts zu finden bei mir.

Foto&Text TaxiBerlin

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