Hier herrscht Ordnung
Obwohl die Saison vorbei ist, begegnen einem gelegentlich immer noch Landsleute, die man, wenn man sie nicht an der gemeinsamen Sprache erkennt, an ihren besonders zweckmäßigen, um nicht zu sagen bescheuerten Klamotten ausmachen kann, aber vor allem an ihrem scheinbar auf alle Eventualitäten vorbereitet Sein, dieses bekannte deutsche Kontrollding, das auf lange Sicht allerdings zu den typisch deutschen Depressionen führt, und zwar wenn der Teutone und natürlich auch die Teutonin aus dem Norden realisieren, dass Kontrolle eine Illusion ist - die Kontrollillusion. Aber nicht nur an ihrem Kontrollzwang, sondern auch an ihren Hinterlassenschaften erkennt man die Deutschen, denn da, wo sie waren, herrscht Ordnung. Die Stühle sind aufeinander gestellt, die Begrenzungsmauer aus Steinen mit dem Ausgang zum Meer noch vorhanden, nur der Müll, der wurde unterm Tisch liegen gelassen. Aber auch das hat seinen Grund, denn damit werden hiesige Arbeitsplätze gesichert. Der Deutsche hat, wie man sieht, mal wieder an alles gedacht. Anders beim Griechen. Der hat sein Revier nicht markiert, die Stühle nicht übereinander gestellt und darüber hinaus noch seinen Sonnenschirm stehen lassen. Seinen Müll scheint er dafür mitgenommen zu haben, auch das alles andere als nachhaltig. Für mich hat es immerhin den Vorteil, dass ich einfach Platz nehmen kann, ohne vorher fragen oder gar eine Steinmauer überwinden zu müssen, und sogleich unter einem Schatten spendenden Schirm am Meer sitze. Das erinnert mich an den Spruch, mit dem ich neulich noch Landsleute am Strand begrüßt habe: Gott schütze mich vor Regen und Wind, und vor Landsleuten, die im Ausland sind.
Hier auch - nur eine andere
Fotos&Text TaxiBerlin
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