Nachdem ich meine Stimme abgegeben hatte, es gab diesmal keine Wahlautomaten bei uns im Dorf, hat mich Jerry, der gestern Geburtstag hatte, mit seinem Lada "Niva" russischer Bauart vom Wahllokal abgeholt und wir sind in die Natur gefahren. Stundenlang sind wir durch den Wald gelaufen, ohne dass wir auch nur einer Menschenseele begegnet wären. Am Ende kamen wir zu den Heiducken-Wasserfällen, was ich jetzt einfach mal mit Rebellen-Wasserfällen übersetze, auch wenn wir uns gar nicht wie Rebellen gefühlt haben, sondern eher wie die letzten Überlebenden oder so ähnlich. Weil wir Hunger hatten, und auch um doch noch unter Leute zu kommen, sind wir danach noch zum Genossen Stalin gefahren. Bevor Jerry für jeden von uns eine Forelle bestellt hat, für die der Genosse Stalin bekannt ist, hat sich Jerry bei Frau Stalinowa, das ist die Tochter vom alten Stalin, dafür entschuldigt, dass wir an einem Sonntag in ihrem Komplex, der früher einfach nur Grill hieß - "Grill Stalin", aufgeschlagen waren, aber wir hatten einfach Hunger gehabt, wir zwei Überlebenden. Frau Stalinowa versteht auch Englisch, denn sie ist sehr serviceorientiert. Sie hat ihre Ausbildung bei den kalifornischen Genossen genossen. Dass sie mir irgendwann mal geraten hatte, nicht am Wochenende zu kommen, hatte den Hintergrund, dass man ihr am Wochenende die Forellen praktisch vom Kopf frisst. Das war zum Glück gestern nicht der Fall, obwohl der "Komplex Stalin", wie der Grill jetzt heißt, sehr gut besucht war. Eine bestimmte Besucherzahl macht manche Küche noch besser, als sie eh schon ist. So weit meine gestrige Beobachtung als kleiner Gourmet. Zum Schluss gab's Stalins berühmten Schafjoghurt mit von als Heiducken verkleideten Kommunisten gepflückten Blaubeeren vom Rebellen-Wasserfall, über den ich morgen berichte.
Foto&Text TaxiBerlin
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