In der Schweiz hat man mittlerweile Mitleid mit den Deutschen. Oder sollte ich "mal wieder" sagen? Der Grund: Corona und kein Ende: "Früher waren Deutschlands nationale Alleingänge gefürchtet, heute erwecken sie Mitleid" - Untertitel des Artikels in der Neuen Zürcher Zeitung vom 8. September: "Die Bundesregierung will nicht akzeptieren, dass die Pandemie ihren Schrecken verloren hat." Im Detail liest es sich so: "Weil ein Virus, das nicht mehr annähernd so gefährlich ist, wie es mal war, wieder gefährlich werden könnte, braucht Deutschland weiterhin Maßnahmen, um die Freiheit der Bürger einzuschränken. Man kann nur froh sein, dass die Bundesregierung im Umgang mit der Pandemie in Europa isoliert ist. Früher waren Deutschlands nationale Alleingänge gefürchtet. Heute erwecken sie Mitleid.“ Und nun frage ich mich, ob auch ich Mitleid mit ihnen haben soll. Der halbe Bulgare in mir sagt Ja, der halbe Deutsche aber eher Nein. Nein, so wie Nietzsche Nein zum Mitleid gesagt hat. Denn wenn der Mitleid Verspürende tatsächlich mitleidet, begibt er sich damit auf die gleiche Ebene wie der Gegenstand des Mitleids, was ihn wiederum krank und melancholisch macht. Mitleiden kann dagegen der Bulgare, dessen Batterien des Mitleids, so will ich sie einmal nennen, mir wesentlich aufgeladener erscheinen, als die des Deutschen. Das sage ich vor allem aus eigener Erfahrung. Wie es in der Schweiz aussieht, weiß ich nicht. Ich war noch nie da. Die Schweiz ist außerhalb meines Budgets. Bei mir hat es immer nur für Bulgarien gereicht. Aber vielleicht gehe ich bald einmal hin, wenn es eng wird mit der Kohle, die Schweizer weiter Krankenpflegepersonal suchen, und sie weiterhin, im Gegensatz zu den Mitleid erregenden Deutschen, was immer mehr einem bemitleidenswerten Mitleid erheischen gleicht, nicht Geimpfte einstellen. Dann kann ich herausfinden, wie es um mein Mitgefühl mit den Eidgenossen und ihren Alten und Kranken bestellt ist.
Foto&Text TaxiBerlin
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