6.6.22

Bericht aus Bulgarien (164)


Die Puppen tanzen lassen in Sofia

Eines hatte ich vergessen zu erwähnen, und zwar dass aus dem Sahnehäubchen, dem persönlichen Bekanntmachen mit dem Verleger des "Ost-West-Verlages" gestern auf der Buchmesse in Sofia nichts geworden ist. Der Verleger war zu erschöpft. Es kann sehr anstrengend sein in diesen Tagen Verleger zu sein, insbesondere wenn der Verlag "Ost-West-Verlag" heißt. Der in Sofia ansässige "Ost-West-Verlag" ist auf Psychologie und Philosophie spezialisiert und bringt gerade hochbrisante Sachen raus, wie beispielsweise "Was tun?" von David Engels, "Endspiel des Kapitalismus" von Norbert Häring und "Schöne Neue Welt 2030" von Ulrich Mies, und möglicherweise demnächst ein Buch, auf das ich meinen besten bulgarischen Freund und Übersetzer Martin aufmerksam gemacht hatte, und der wiederum seinen Verleger. Der hat auch schon dem Verlag in Deutschland ein Angebot gemacht. Wenn der deutsche Verlag das Angebot annimmt, dann ist dieses Buch das nächste, was Martin übersetzen wird. Da die Antwort noch aussteht, will ich nicht verraten, um welches Buch es sich handelt. Das bringt Unglück. Aber hätte der "Ost-West-Verlag" schon die Antwort, dann hätten wir gestern garantiert die Puppen tanzen lassen in Sofia. So konnten wir es nicht, und ich muss auf ein Foto zurückgreifen, das ich bereits vor mehr als zwei Wochen im BOOM Cabaret Sofia gemacht habe. Martin, der an diesem Abend der "Junge für Alles" in diesem Club war, hatte mich kostenlos reingelotst. 25 Lewa (12,50€) hätte ich nie und nimmer für diesen Quatsch aufgegeben, sieht man mal von der jungen Frau in Rot in den Seilen ab. Der Rest war eine Burlesque-Show von Menschen, die nicht wissen, ob sie männlich oder weiblich sind, oder genauer: männlich oder weiblich sein sollen - was sich gerade besser verkauft. Martin meinte nach der Show zu mir, dass ich auf keinem Fall dem Autor, dessen Buch er vermutlich als nächstes übersetzen wird, davon erzählen darf, dass er sein Geld auch als "Junge für Alles" in solchen Shows verdient, um sich und seine junge russische Frau durchzubringen, die auch gerade noch schwanger ist. Dieses Detail muss also unter uns bleiben. Dass wir auch schon vor zwei Wochen nicht wirklich die Puppen tanzen lassen haben, wie das obige Foto vermuten lässt, das kann dagegen jeder wissen.

PS: Das interessanteste für mich an der Show war, dass sie nahezu ausschließlich von Frauen besucht war. Woran das wohl wieder lag? Vielleicht daran, dass in Bulgarien einmal mehr alles umgedreht ist?

PPS: Immerhin ist beim "Jungen für Alles" klar, "um wessen Geschlechtes Kind" es sich handelt.

Foto&Text TaxiBerlin

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