19.6.22

Bericht aus Berlin (23) - "Berliner Graffitologie"

Stell dir vor, es ist Demokratie und sie ist gar keine mehr

Auch heute war ich wieder mit dem Fahrrad in Berlin unterwegs. In der Neuköllner Friedelstraße bin ich auf obiges Graffito gestoßen. Sofort fing ich an zu überlegen, was es zu bedeuten hat. Erst einmal lässt sich feststellen, dass es existiert, also das Graffito. Aber glaubt derjenige, der es an die Wand geschrieben hat wirklich, dass Demokratie nicht demokratisch ist? Muss nicht, wenn Demokratie drauf steht, auch Demokratie drin sein? Und wenn die Demokratie nicht mehr demokratisch ist, ist sie dann überhaupt noch eine Demokratie? Ich frage das, weil davor ja immer gewarnt wird, also dass alle Populisten, egal ob von links oder von rechts, die Demokratie abschaffen wollen. Aber was ist, wenn sie schon längst abgeschafft wurde, und zwar von Menschen, die sie "penetriert" haben, und dies auch ganz offen zugeben. So würde obiges Graffito Sinn machen, aber nicht nur das. Die größte Gefahr für die Demokratie ginge dann von denjenigen aus, die dies sehenden Auges zugelassen haben und bis heute zulassen, dass die Demokratie nicht mehr demokratisch ist, weil sie am Ende nur noch mit dem Warnen beschäftigt waren und darüber die Analyse, also das "Sagen, was ist!", komplett vergessen haben. Davor kann auch nicht mehr gewarnt werden - man muss es als gegeben feststellen.

Foto&Text TaxiBerlin

2 Kommentare:

  1. Joachim19.6.22

    „Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.“ - Marie von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)

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  2. Oder wie Goethe sagte: "Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein."

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