1.5.22

Bericht aus Bulgarien (125)

Am heutigen Tag der Arbeit möchte ich einen aktuellen Text veröffentlichen, bevor er gleich nicht mehr aktuell ist, zu dem ich mich nach dem Auftritt von Florence Gaub bei Markus Lanz genötigt gesehen habe. Ich hatte bereits mehrfach geschrieben, dass mein Schreiben an erster Stelle Notwehr ist. Den folgenden in Notwehr geschriebenen Text habe ich verschiedenen Zeitungen angeboten, unter anderem der Berliner am 19.April. Am 20.April erschien dort „Vielleicht sind die Russen ja doch auch Europäer?“ von André Mielke, der sich auch mit dem Auftritt von Florence Gaub bei Markus Lanz beschäftigt. Bereits im Untertitel entschuldigt sich der Autor für seine Zeilen, indem er sie „Ein paar politisch inkorrekte Gedanken“ nennt. Der Leser soll also das, was André Mielke geschrieben hat, bloß nicht Ernst nehmen, denn das, was er zu sagen hat, ist gar nicht so gemeint. Zur Sicherheit, damit es auch jeder mitbekommt, versieht er seine berechtigte Kritik, die er auch nicht Kritik nennt, dazu fehlt ihm offensichtlich der Mut, mit einem Fragezeichen. Vermutlich will er auch morgen noch bei Öffentlich/Rechtlich auftreten, alleine dieser Umstand wäre „na ja, kritikwürdig“. Im Prinzip glaubt der Autor wohl an die Richtigkeit des im ZDF Gesagten, denn was sollte es anderes als richtig sein. André Mielke macht also nur Spaß, es scheint nur niemand darüber zu lachen. Denn es ist in Wahrheit ein altes Phänomen, das sich schon vor vielen Jahren in unserem Land breit gemacht hat, dementsprechend abgenutzt ist, und nicht nur beim geschriebenen Wort, sondern bei allem, was sich Kunst nennt: Kunst kann heutzutage Alles und Nichts bedeuten – in den allermeisten Fällen bedeutet sie Nichts. So wie auch die Worte von André Mielke – leider. Alles, was ich in dem folgenden Text über den Auftritt von Florence Gaub sage, meine ich genauso, wie ich es schreibe. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber wir leben in besonderen Zeiten, in denen Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich ist. Am besten, du liest selbst, ich muss rasch meine GEZ-Überweisung fertig machen, damit mir auch in Zukunft kein völkerverhetzter Hass auf Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag, entgeht.


(Mutmaßlich ernst gemeinter aktueller anarchistischer Aufkleber in den Straßen von Sofia/Bulgarien)
Kein Putin
Kein Asow
Keine Nato
Ohne Krieg


Die Naziversteher
Ein Appell für den Frieden

Der Gutmensch in der Heimat tritt in vielen Gestalten auf. Die neueste Spielart des Gutmenschentums ist die des Naziverstehers. Natürlich nicht des Nazis im eigenen Land, das ist klar. Das wäre des Guten zu viel, denn jeder, der vom Mainstream abweicht, ist in der Welt des Gutmenschen ja praktisch ein Nazi. Nein, der Gutmensch versteht nur den Nazi anderswo, so wie er gerne die Welt an ihrem anderen Ende rettet. Die Rede ist von den Asow-Brigaden. Während im Inland SS-Runen und Hakenkreuz justitiable sind, sind sie für den heimischen Gutmenschen in der Ukraine kein Problem, denn diese Nazis kämpfen für das Gute. Und überhaupt: Wer ein Nazi ist, bestimmt der Gutmensch. Dass es in der Ukraine Nazis gibt, und dass diese darüber hinaus oftmals schwer bewaffnet sind, das wird von den wenigsten Gutmenschen geleugnet. Obwohl, den ein oder anderen wird es wohl geben, der auch das nicht wahrhaben will, weswegen man alle Gutmenschen, würde man sich ihrer Corona-Logik bedienen, nach der alle Maßnahmen-Kritiker automatisch Corona-Leugner sind, auch als Nazi-Leugner bezeichnen könnte. Aber so weit wollen wir nicht gehen, man muss nicht jeden Unsinn mitmachen.

Während in der Heimat Spaziergänger neulich noch verunglimpft wurden, weil angeblich Nazis auch spazieren gehen, sind Nazi-Kämpfer in der Ukraine unproblematisch, weil sie nicht an der Macht sind, so das Argument. An der Macht ist ein Schauspieler, was jetzt auch nicht neu ist. Ein anderer Schauspieler im Präsidentenamt hatte schon mal begonnen probeweise, also „off the record“, die Sowjetunion zu bombardieren. Heute darf sogar ganz offiziell und „on the record“ im öffentlich/rechtlichen Fernsehen gesagt werden, dass auch wenn Russen europäisch aussehen, es keine Europäer sind. Der gemeine Russe ist aber nicht nur ein Betrüger, der sich europäisch verkleidet, der Wolf im Schafspelz sozusagen, sondern er hat, wie sollte es anders sein, auch eine andere Beziehung zu Gewalt und zum Tod, ist also praktisch ein Untermensch mit einem Messer zwischen den Zähnen, mit dem er nach Lust und Laune Frauen und Kinder abschlachtet, so der Subtext der Aussage, das Unausgesprochene zwischen den Zeilen.

Dem wurde vom Moderator, auch er ein guter und vor allem wohlerzogener Mensch, immerhin tätigte eine Frau diese Aussage, nicht widersprochen. Alles von unseren Gebühren, bestens angelegt in Kriegspropaganda für unterbelichtete Warmduscher, die für den Frieden zu allem bereit sind, sogar zum kalt Duschen. Einige von ihnen würden auch gerne selbst in den Krieg ziehen, eine Möglichkeit, die bei der Dame etwas kurz kam, weswegen ich es hier nachholen möchte. Wem kalt duschen für den Frieden nicht ausreicht, muss sich nicht beeilen, denn der Krieg wird möglicherweise noch eine Weile dauern. Aber nicht, weil erst einmal zwangsverpflichtete Ukrainer an der Front verheizt werden, weswegen diesmal kaum junge Männer bei uns ankommen. Nein, nicht deswegen, sondern wegen den unterschiedlichen Interessen, und da an erster Stelle die der Amerikaner.

Denn in dem Stellvertreterkrieg geht es nicht um Werte, wie gerne behauptet wird, sondern um Interessen. Und das Interesse der „Fuck the EU“ Amerikaner ist jetzt, da der Krieg endlich einmal angefangen hat, dass dieser möglichst lange währt, so wie der Krieg zwischen dem Irak und dem Iran, um nur ein Beispiel zu nennen. Damals hat die USA beiden Kriegsparteien Waffen verkauft, was für den Amerikaner praktisch war, denn der Krieg fand am anderen Ende der Welt statt. Auch der Amerikaner hilft, genauso wie der Gutmensch, am liebsten am andere Ende Welt aus. Stell dir vor, es ist Krieg und „Land of  the Free – Home of the Brave“ geht nicht hin, gilt bei diesem Krieg einmal mehr, denn des Amerikaners zuhause bleibt wie bei vielen Kriegen zuvor unberührt: Vietnam, Irak, Serbien, Jemen, Afghanistan ... – Ein schnelles Kriegsende, möglicherweise durch Verhandlungen, ist Gift für alle Kriegsprofiteure, genauso wie ein Ende der Plandemie Gift für alle Coronaprofiteure wäre. Da geht es dem militärisch-industriellem Komplex wie dem medizinisch-pharmazeutischem. An einem Krieg, respektive an einer Spritze, verdient er sich nur dumm. An einem langen Krieg, respektive einem Impf-Abo, dumm und dämlich. Außerdem will man danach noch die Gegenmittel verkaufen beziehungsweise vom Wiederaufbau profitieren.

Möglicherweise ist das der Grund, dass Völker verhetzende USA- und NATO-Versteherinnen und keine Militärs und Kriegsexperten in unseren Talk-Shows sitzen. Einer der größten Experten auf dem Gebiet des Krieges war Carl von Clausewitz, von dem der Ausspruch stammt, dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist. Weniger bekannt ist seine monumentale Abhandlung „Vom Kriege“, welche von seiner Frau herausgegeben wurde. Nach ihrer Lektüre empfehle ich Öffentlich/Rechtlich Frauen wie Marie von Clausewitz anstelle von Florence Gaub zu befragen, bei der sich Annalena Baerbock möglicherweise bei ihrer Doktorarbeit bedient hat, weswegen man auch auf unsere Außenministerin in Talk Shows gerne verzichten kann – dann doch lieber das „Original“.

Wer nach dem ewigen Naziverstehen, dem nicht enden wollenden Haltung zeigen, natürlich nur die „richtige“, und der auch vor Öffentlich/Rechtlich nicht Halt machenden Volksverhetzung in den hinter uns liegenden Hasswochen noch den Kopf und die Zeit zum Lesen hat, dem empfehle ich einen Blick in das Kapitel „Der Krieg ist ein Instrument der Politik“ in „Vom Kriege“ von Carl von Clausewitz, der davon ausging, „dass der Krieg nur ein Teil des politischen Verkehrs sei, also durchaus nichts Selbständiges“:

„Man weiß freilich, dass der Krieg nur durch den politischen Verkehr der Regierenden und der Völker hervorgerufen wird; aber gewöhnlich denkt man sich die Sache so, dass mit ihm jener Verkehr aufhöre und ein ganz anderer Zustand eintrete, welcher nur seinen eigenen Gesetzen unterworfen sei.

Wir behaupten dagegen, der Krieg ist nichts als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit Einmischung anderer Mittel. Wir sagen mit Einmischung anderer Mittel, um damit zugleich zu behaupten, dass dieser politische Verkehr durch den Krieg selbst nicht aufhört, nicht in etwas ganz anderes verwandelt wird, sondern dass er in seinem Wesen fortbesteht, wie auch seine Mittel gestaltet sein mögen, denen er sich bedient, und dass die Hauptlinien, an welchen die kriegerischen Ereignisse fortlaufen und gebunden sind, nur seine Lineamente sind, die sich zwischen den Krieg durch bis zum Frieden fortziehen. Und wie wäre es anders denkbar? Hören denn mit diplomatischen Noten je die politischen Verhältnisse verschiedener Völker und Regierungen auf? Ist nicht der Krieg bloß eine andere Art von Schrift und Sprache ihres Denkens? Er hat freilich seine eigene Grammatik, aber nicht seine eigene Logik. 

Hiernach kann der Krieg niemals von dem politischen Verkehr getrennt werden, und wenn dies in der Betrachtung irgendwo geschieht, werden gewissermaßen die Fäden des Verhältnisses zerrissen, und es entsteht ein sinn- und zweckloses Ding.“

Der Krieg in der Ukraine ist dabei zu einem solchen „sinn- und zwecklosen Ding“, oder wegen mir auch zu einem „totalen Krieg“ zu werden, mit dem sich jene gut auskennen, die andere zu Untermenschen erklären, die andere Seite des Naziverstehers sozusagen. Der ein oder andere von ihnen wird sich erinnern: Am Ende hat auch in Afghanistan die Diplomatie gesiegt, mussten sich die Amerikaner mit den Taliban an einen Tisch setzen. Wenn sein Krieg schon kein Erfolg war, so konnte er immerhin erfolgreich abziehen. Gewonnen hat weder der Amerikaner noch der Taliban, denn Gewinner gibt es in keinem Krieg. In einem Krieg gibt es neben den wenigen Profiteuren vor allem eines zahlreich: Opfer. Und damit es nicht jeden Tag weitere Opfer gibt, sollten sich auch die Kriegsparteien des Ukrainekriegs an einen Tisch setzen, die Diplomatie sprechen lassen, je früher desto besser, so wie Clausewitz es bereits empfahl, auch gegen den Widerstand der Kriegsprofiteure und ihren Kriegspropagandistinnen. Damit dies gelingen kann, sollte allerdings der Naziversteher aufhören, marodierende Nazis zu verstehen, und sollte vor allem das von unser aller Gebühren finanzierte öffentlich/rechtliche Fernsehen, das mit dem Bildungsauftrag, anfangen Unterhändler und Vermittlerinnen anstelle von Hasspredigern und Spalterinnen einzuladen.

Möglicherweise bin ich mit meiner Forderung bereits pro-russisch oder gar ein Nazi. Ich weiß es nicht, und ich habe auch keinen Einfluss darauf. In diesem Fall kann ich nur hoffen, dass auch ich von den Naziverstehenden Gutmenschen verstanden werde.

Foto&Text TaxiBerlin

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