30.11.21

„Beruhige dich!“ oder Überwintern in den Schluchten des Balkans

Sahra Wagenknecht hat in ihrem letzten Podcast über das von Karl Lauterbach mitorganisierte Chaos in unseren Krankenhäusern berichtet und in dem Zusammenhang erwähnt, dass es genug ausgebildete Krankenschwestern und –pfleger in unserem Land gibt, die auch wegen „es geht um Leben und Tod“ Lauterbach nicht mehr in ihrem erlernten Beruf arbeiten. Ich kann das bestätigen, denn auch ich gehöre zu ihnen. Obwohl Examinierter Krankenpfleger habe ich es in der Vergangenheit vorgezogen, als Taxifahrer und Stadtführer zu arbeiten. Seit März vergangenen Jahres gibt es nun auch keine Arbeit mehr als Taxifahrer für mich, und das kam so: Erst schuf die Politik rechtsfreie Räume für die kriminellen Machenschaften von Uber&Co. Anderseits kann selbst ein „Journalist“ einer großen Berliner Tageszeitung, der sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt, und mit dem ich aktuell einen Austausch per e-mail hatte, angeblich nicht erklären, wie das „Geschäftsmodell“ von Uber&Co legal funktionieren soll. „Move fast, break things“ - das Motto von Uber&Co, begann vor vier, fünf Jahren hierzulande. Jahre, in denen das Taxigewerbe „gebrochen“, richtiger „zerstört“ wurde. Dann kam Corona und versetzte dem Taxigewerbe den Todesstoß. Taxiunternehmer wie mein Chef gaben auf. Taxifahrer wie ich wurden arbeitslos. So viel zur Chronologie der Ereignisse.

Kurz zurück zu unserem Gesundheitswesen, das schon vor Uber&Co von Lauterbach&Co kaputt gespart wurde. Karl Lauterbach, der jetzt nicht müde wird davon zu reden, dass es bei Corona „um Leben und Tod“ geht, hat die Situation selbst aktiv mitgeschaffen, mit der er uns nun schon seit eineinhalb Jahren in einen Daueralarm, in eine Dauerangst und in eine Dauerpanik zu versetzen versucht. Und er hat dabei aber nicht nur mitgewirkt, sondern selbst daran mitverdient. Karl Lauterbach deswegen einen falschen Propheten zu nennen, ist zu mild. Sein Vorgehen ist auch nicht einfach nur fahrlässig, sondern bereits kriminell, also justiziabel, genauso wie das erwähnte Schaffen von rechtsfreien Räumen für Uber&Co durch Politiker wie Lauterbach&Co, namentlich: Andy Scheuer. Dadurch wurde, ähnlich wie das Gesundheitswesen, das Taxigewerbe „ausgetrocknet“ – nur ein anderes Wort für „kaputtgespart“. Die Fahrer von Uber&Co werden, da sie von ihrem Einkommen nicht leben können, von uns allen Mittels Sozialtransfer mitbezahlt. Uber-Fahrer sind, im Gegensatz zu Taxifahrern, in der Regel „Aufstocker“. Uber, das reichste Start-Up überhaupt, wird von unserem im Sterben liegenden Sozialstaat noch reicher gemacht. Das ist das simple „Geschäftsmodell“ von Uber&Co, das „Journalisten“ selbst nach Jahren nicht herausfinden konnten.

Jetzt aber wirklich zurück zum Gesundheitswesen. Vor drei Wochen sprach ich mit einem Freund und Kollegen, der in einem anthroposophischen Krankenhaus im Berliner Umland arbeitet. Er erzählte mir von seiner Arbeit in dem Krankenhaus, in dem er bereits viele Jahre als Krankenpfleger beschäftigt ist, und wo ihm die Arbeit gut gefällt. Das liegt auch an dem Klinik-Chef, der als Mediziner in seinem wöchentlichen Newsletter das Pro und Contra einer Impfung abwägt. Dass es so etwas noch gibt, also Pro und Contra, auch zur Impfung, und das von einem Klinik-Chef in Deutschland, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich begann zusammen mit dem Freund und Kollegen die Möglichkeit zu erwägen, in diesem Krankenhaus anzufangen. Obwohl ich einige Zeit raus bin aus der Krankenpflege, machte mir der Freund und Kollege Hoffnung, dass dies absolut möglich wäre, weil man auch in seinem Krankenhaus permanent Mitarbeiter suche. Das ist jetzt drei Wochen her. Seither ist einiges passiert. Es wird laut über eine Impfpflicht nicht nur für Pflegepersonal nachgedacht, und mein Freund und Kollege bereitet sich gedanklich und emotional auf seine Arbeitslosigkeit vor. Während Kliniken und Krankenhäuser gute Gewinne machen und auch Mitarbeiter suchen, werde ich ihn bei unserem nächsten Gespräch wohl in Sachen Arbeitslosigkeit beraten können.


Ob ich mit ihm auch die Möglichkeit der „Arbeitssuche im Europäischen Ausland“ besprechen werde, weiß ich noch nicht. Das hängt natürlich auch von ihm ab. Jetzt nicht wegen Arbeit, die gibt es hier auch nicht, sondern um sich in Sicherheit zu bringen. Mein vom Berliner Arbeitsamt bewilligtes halbes Jahr ist letzte Woche abgelaufen. Seitdem bin ich ohne Einkommen. Das bulgarische Arbeitsamt hat weder Arbeit noch Geld für mich. Ich habe nie in Bulgarien gearbeitet. Aber auch ohne Arbeit und Einkommen ziehe ich es vor in den Schluchten des Balkans überwintern. Irgendwie wird es schon gehen. Ich habe einen funktionierenden Ofen und auch genug Holz zum Heizen. Seit einiger Zeit backe ich mein eigenes Brot. Alles andere findet sich. Viele Menschen in Deutschland kommen mir, ganz im Gegensatz zu den Menschen hier, seit einiger Zeit nicht nur sehr verändert vor, sondern sie machen mir regelrecht Angst. Eineinhalb Jahre Angst- und Panikmache durch Lauterbach&Co gehen an keinem spurlos vorbei. Meine Befürchtung, dass sich die Menschen auf meiner Universität der Straße die Köpfe einschlagen werden, wird gerade Realität – zu meinem großen Bedauern. Den Winter, der in Bulgarien letzte Nacht begonnen hat und eine große Ruhe ausstrahlt, tut mir sehr gut. Ich kann ihn nur jeden „wärmstens“ empfehlen, und dazu die Worte meines Bürgermeisters wiederholen, die irgendwann auch bei mir gewirkt haben: „Beruhige dich!“


Fotos&Text TaxiBerlin

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