Trotz Schnee bin ich gerade viel mit dem Drahtesel auf den Berliner Straßen und Plätzen unterwegs. Auch als Trockener Taxifahrer komme ich einfach nicht weg von der Straße. Aber auch von Büchern komme ich nicht weg. Und damit sie sich bei mir nicht stapeln, damit mein zu hause auch weiterhin begehbar bleibt, ich wohne nämlich neuerdings auch mehr, verkaufe ich meine Bücher, betätige mich also als Buch-Antiquar. Das habe ich bereits in meinem Taxi getan, wo ich immer meinen kleinen Bauchladen in Form eines kleinen roten Kinderkoffers dabei hatte. Meinen Bauchladen habe ich schon vor einiger Zeit ins Internet verlagert, und dort ist er auch nicht mehr so klein, wie er noch im Taxi war. Vor einigen Wochen habe ich angefangen meine Bücher als Erster Berliner Bücher Bote auch auszufahren. Das hat den Vorteil, das der wissensdurstige Leser rasch an seinen Stoff kommt, denn ich bin mit meinem Drahtesel schneller als Amazon, Post und Pin. Darüber hinaus verfüge ich nach mehr als 20 Jahren als Nasser Taxifahrer jetzt als Trockener Taxifahrer über Ortskenntnisse ganz ohne GPS, von denen nicht nur ein Uber-Fahrer, der gar nichts mehr weiß, sondern auch Amazon-, Post- und Pin-Boten nur träumen können. Bisher hatte ich immerhin schon fünf Fahrten als Erster Berliner Bücher Bote und bin mit meinem Drahtesel bis Lankwitz und Marienfelde gekommen. Nun hat jemand (wie ist eigentlich die weibliche Form von jemand, jemandin?) ein Buch aus meinem Bauchladen gekauft, dem/der ich anbot, ihm/ihr das Buch als Erster Berliner Bücher Bote mit meinem Drahtesel und wie gesagt schneller als Amazon, Post und Pin persönlich vorbeizubringen. Bevor sich der/die Käufer/in melden konnte, habe ich mal in meinem analogen Autofahrer-Atlas vom StadtINFO Verlag nachgesehen und festgestellt, dass der/die Käufer/in doch ganz schön JWD also JottWieDee, wie der Berliner "janz weit draußen" jerne abkürzt, wohnt. Die viele frische Luft, die ich bis dahin auf meinem Drahtesel eingeatmet hätte, hätte mir und meiner Corona-Abwehr mit Sicherheit gut getan. Aber das Porto als Trinkgeld und alleinige Bezahlung fürs Bringen erschien mir dann doch etwas wenig, ich bin nämlich nicht nur Trockener Taxifahrer und Biblioman, also Büchersüchtig, sondern auch ein totaler Commercial Guy. Hinzu kommt, dass ich mich möglicherweise mit dieser Zustellung, selbst und gerade auch mit meinem Drahtesel, in Gefahr begeben hätte, denn die Corona-Blockwarte und Denunzianten stehen mittlerweile an jeder Ecke. Darüber habe ich mich auch mit dem/der Käufer/in des Buches aus meinem Bauchladen ausgetauscht, denn der Austausch mit ganz unterschiedlichen Menschen war mir bereits in meinem Taxi das Allerwichtigste. Und das ist es bis heute geblieben, so wie auch mein Motto, dass bei mir ein jeder alles sagen darf, sogar die Wahrheit, und ich mir auch wirklich alles und jeden anhöre. Schon früher, als ich noch kein Trockener Taxifahrer war, habe ich über solche Gespräche hier auf meiner Seite berichtet, natürlich nur anonymisiert, versteht sich. Diese Tradition möchte ich fortsetzen und einmal die kurze e-mail vorlesen, die mir der/die Käufer/in eines meiner Bücher aus meinem Bauchladen gerade geschrieben hat, auch wenn sie mich damit als Ersten Berliner Bücher Boten zumindest für den Moment arbeitslos macht, aber Geld ist bekanntlich nicht alles:
das Geld für das Buch habe ich Ihnen heute überwiesen.
Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass sie es sogar persönlich vorbeigebracht hätten.
Ihr Schicksal teilen Sie mittlerweile mit Tausenden und Abertausenden. Das ist alles sehr bedauerlich in welche Richtung die gesellschaftliche Entwicklung zu gehen scheint. Arm und Reich sind heutzutage derart voneinander entfernt. Geld mittlerweile nur noch als alleiniger Wertmaßstab. Die Politik ist ratlos und inkompetent. Den Politikern und Medien braucht man keinerlei Gehör zu schenken ...
Ich wünsche Ihnen trotz allem ein besseres 2021 als es das alte Jahr war.
Mit freundlichen Grüßen
Foto&Text TaxiBerlin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen