29.1.21

Leben in Zeiten von Corona - Heute: Die Rückkehr der Sahra Wagenknecht

 


Auch wenn ich Sahra Wagenknecht für eine er patentesten Politikerinnen halte, teile ich nicht alles, was sie sagt, wenn ich ihr aktuelles Video hier auf meiner Seite veröffentliche, so wie ich nicht die Ansichten meiner Fahrgäste übernommen habe, nur weil ich sie von A nach B befördert habe. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber wir leben in besonderen Zeiten, wo Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich ist. Dass ich das aktuelle Video von Sahra Wagenknecht auf meiner Seite veröffentliche, liegt daran, dass ich die Erfahrung machen musste, auch in meinem Taxi, dass Menschen, auch Sahra Wagenknecht, von anderen Menschen in eine Schublade getan werden, um sich mit ihren Argumenten nicht mehr auseinandersetzen zu müssen. Das ist sehr bequem, und vielleicht kennst du das auch von dir, weißt möglicherweise, wovon ich rede, weil du es selbst praktizierst, einfach weil du bestimmte Argumente nicht mehr hören kannst und dir dementsprechend nicht mehr anschauen willst. Das ist wie gesagt sehr bequem, aber eben auch ein wenig faul. Manch einer hat aber auch einfach keine andere Wahl, und zwar die, die das Argument des anderen noch nie gehört haben oder nur eine Sichtweise darauf kennen, natürlich immer nur die richtige, das ist klar. (Auch hier gilt: Wer nichts weiß, muss alles glauben.) Schließlich sind sie die Guten, die mit der richtigen Haltung, und überhaupt: Ist Sahra Wagenknecht nicht rechts? Diese Frage kann auch ich nicht beantworten, weil bereits bei mir Taxi Rechts und Links nur Fahrtrichtungsangaben waren. Was ich finde, ist, das Sahra Wagenknecht interessante Beobachtungen anstellt, und zwar die, dass ganz aktuell mal wieder Steuergelder für die Erforschung eines Impfstoffes ausgegeben werden, die Profite, die damit erzielt werden, aber wie selbstverständlich privatisiert werden. Das ist so, als würdest du noch Geld mit auf Arbeit nehmen, um Sachen herzustellen, die du dann später von deinem Geld kaufen kannst, was du vielleicht bald gar nicht mehr hast. Praktisch das, was wir früher so beschrieben haben: Verluste werden sozialisiert, Gewinne aber privatisiert. Was dabei Patente für eine Rolle spielen, das erklärt dir Sahra Wagenknecht gerne in ihrem aktuellen Video, die ich für eine der patentesten Politikerinnen hierzulande halte, wenn nicht gar den patentesten Politiker überhaupt, weswegen ich es einerseits sehr schade finde, dass Sahra Wagenknecht sich aus der Politik zurückgezogen hat, es andererseits aber auch sehr gut verstehen kann. Möglicherweise erleben wir aber bald ein Comeback von Sahra Wagenknecht in die Politik*. Falls dich meine Meinung dazu interessiert: Ich rechne fest damit.

* Über Politik, aber auch zu Kunst und Kultur, hörte ich neulich das hier. Nein, nicht in meinem Taxi, denn ich bin ja seit knapp einem Jahr ein Trockener Taxifahrer, dem man die Fahrgäste geraubt hat. Mir hätte so etwas aber absolut auch in meinem Taxi zu Ohren kommen können, in dem der Fahrgast zwar nicht telefonieren durfte (oder zumindest nur im Notfall), dafür aber alles sagten durfte, sogar die Wahrheit: Wir sehen, dass in der Politik Umgangsformen herrschen, dass ein Duktus herrscht, der undenkbar war vor zehn oder zwanzig Jahren. Das hätte es nicht gegeben, die Menschen besitzen keinerlei Rhetorik oder Manieren, aber dieses Feld greift man nicht an, und die Kultur scheint das jetzt ausbaden zu müssen, weil dieses Feld (die Politik) lässt man, da kann man eigentlich nichts mehr machen. Wir setzen jetzt politische Korrektheit in der Kunst und Kultur durch, aber die Kunst kann das nicht leisten, und das ist nicht ihre Aufgabe. Das zerstört Kunst, wenn sie jetzt dieses Moral-Vakuum füllen muss. Das kann nur schief gehen.

Video YouTube
Text TaxiBerlin

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