18.11.20

Leben in Zeiten von Corona - Heute: Die Gesunden trifft man beim Arzt

 

Seit ich nicht mehr Taxi fahre, fehlt mir der Austausch mit gesunden erwachsenen Menschen. Die trifft man neuerdings nur noch beim Arzt im Wartezimmer. Das Arzt-Wartezimmer ist die Nische für alle noch Gesunden geworden, das kann man ohne Übertreibung sagen. Und das, obwohl dort bei vielen immer noch der Spiegel, das ehemalige Nachrichten-Magazin aus Hamburg, rumliegt. Außer mir scheint sich niemand für ihn zu interessieren. Man will halt gesund bleiben. Mir macht es nichts aus, in den Spiegel zu schauen. Heute musste ich nun dort lesen, dass es keine Impfpflicht geben wird. Warum sollte es sie auch geben, wenn es in meiner Altersgruppe, also die 40- bis 59-Jährigen, gerade mal 19 Corona-Tote auf eine Million Einwohner unseres Landes gibt. In der Altersgruppe von 0 bis 39 Jahre sind es sogar nur 2 Corona-Tote auf eine Million Einwohner. Die Daten sind übrigens vom Robert-Koch-Institut und vermutlich sind mit Corona-Tote sowohl mit als auch an Corona Verstorbene gemeint. Ich fühlte mich sogleich besser und gar nicht mehr krank, aber krank war ich sowieso nicht, genauso wenig wie alle anderen im Wartezimmer. Es stimmt wirklich: Die Gesunden trifft man heute beim Arzt. Dort bin ich dann raus, ohne überhaupt mit meiner Ärztin gesprochen zu haben. Das war auch gut so, weil direkt vor ihrer Praxis auf der Straße obiges Buch für mich bereit lag. Es heißt "Die Angst der Woche - Warum wir uns vor den falschen Dingen fürchten", und geschrieben hat es Walter Krämer, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Universität Dortmund. Ich habe es auch schon für dich quer gelesen und kann es nur empfehlen. Es beantwortet nicht nur die Frage, ob man sich mit Rinderwahnsinn, auch bekannt als BSE, die vorletzte Sau vor Corona, anstecken kann, wenn man zu lange auf seinem Rindsledersofa rumlümmelt (eine wichtige Frage, weil wir aktuell alle zu hause bleiben sollen), sondern beschäftigt sich auch mit der Rolle der Medien und stellt diesbezüglich fest: "Hier scheint eine - leider typisch deutsche - Bereitschaft, ja Begierde eines Publikums, sich aufzuregen und Angst zu haben, mit einer ebenfalls überdurchschnittlichen Bereitschaft der Medien zusammenzutreffen, diesem Bedürfnis nachzukommen. So wird eine kulturübergreifende Anfälligkeit für irrationale Panikattacken durch mediale deutsche Sonderwege noch verstärkt." Dem ist nichts hinzuzufügen, ausser vielleicht der Hinweis an alle aktuell mit Angst und Sorge Beladenen, dass deutsche Sonderwege noch nie ein gutes Ende nahmen.

Foto&Text TaxiBerlin

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