10.11.20

Leben in Zeiten von Corona - Heute: Die Diktatur der Neuen Besorgten Bürger


Was schützt und was nicht, bestimmt der Besorgte Bürger

Dieselben, die sich gestern noch über Besorgte Bürger lustig gemacht haben und ihnen ihre Ängste absprachen, sind heute die Besorgtesten unter uns mit den größten Ängsten, und die Besorgten Bürger von gestern sind jetzt Leugner, Verschwörer, Rechtsradikale und Reichsbürger. So schnell kann es gehen. Gerade höre ich im Radio, dass es keine Impfpflicht geben wird. Übersetzt heißt das: Alle müssen sich impfen lassen. Gestern war ich auf einem Meeting mit Maskenpflicht, an dem ich mit meiner Maskenbefreiung gar nicht hätte teilnehmen können. Bei meiner Maskenbefreiung handelt es sich um einen offiziellen ärztlichen Attest meiner Hausärztin, einer Frau Doktor mit abgeschlossenem Medizinstudium und jahrelanger Berufserfahrung. Mein Kompromissvorschlag war, ein sogenanntes Visier zu tragen. Das Visier habe ich neulich bei IKEA geschenkt bekommen, wohin ich einen Freund begleitet hatte, der einen Drehstuhl suchte, der gerade ausverkauft war, weil viele Menschen ihr letztes Geld bei IKEA & Co ausgeben. Ich muss mein Geld zusammenhalten, verkaufe deswegen Bücher, DVDs und CDs in meinem Bauchladen, aber alleine wegen dem Visier hat sich die Fahrt zu IKEA gelohnt - so dachte ich zumindest. Gestern wurde ich nun eines besseren belehrt, und zwar vom Hygienebeauftragten des Meetings. Eine solches Visier würde nichts bringen, erfuhr ich von ihm, der kein Arzt und auch kein Viruloge ist, sondern nur ein selbsternannter Hygienebeauftragter. Da ich aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen kann, müsste ich dann wohl wieder gehen, damit das Meeting stattfinden kann, meinte ich daraufhin zu ihm, denn wenn ich darauf bestehen würde, wegen meiner Maskenbefreiung ohne Maske an dem Meeting teilzunehmen, könne das Meeting ja nicht stattfinden, müssten alle anderen wegen mir nach hause gehen, was ich nun auch nicht wollte, aber so sieht es derzeit aus. Der selbsternannte Hygienebeauftragte gab daraufhin nach und erwies mir die Gnade mit meinem Visier von IKEA am Meeting teilnehmen zu dürfen, dieser kleine Diktator. Ich sage das ganz ohne Groll, sondern weil es einfach die Wahrheit ist. Dieser Mensch hat keine Qualifikation, aber entscheidet, was ich tragen darf und was nicht, was angeblich schützt und was nicht, aber vor allem, dass mein ärztlicher Attest nichts Wert ist. Die Räumlichkeit, in der das Meeting stattfand, war so, dass jeder Teilnehmer genug Platz hatte, der Mindestabstand also problemlos eingehalten werden konnte. Von mir wird erwartet, allem und jedem gegenüber tolerant zu sein, selbst der kleinsten Minderheit, aber wo bleibt jetzt bitte sehr die vielbeschworene Toleranz den von der Maske Befreiten gegenüber? Wo ist die Toleranz bei den Neuen Besorgten Bürgern von heute gegenüber Menschen mit gesundheitlichem Handicap wie mir plötzlich abgeblieben? Und wer von den Maskenträgern (wohl besser Maulkorbträgern) hält sich überhaupt daran, regelmäßig seine Maske zu wechseln oder auszukochen? (Und darf ich diese Frage überhaupt noch stellen, oder bin ich damit bereits ein Holocaust-Leugner und Verschwörungstheoretiker, wenn nicht sogar Rechtsradikaler oder ganz und gar Reichsbürger?) Aber ich will nicht nur negativ sein, denn es gibt auch positives zu berichten. Lange Zeit glaubte ich, zu den Verlierern der Geschichte zu gehören, weil ich aus dem Osten komme, und weil Menschen aus dem Westen niemals alles gemacht hätten, was man ihnen gesagt hat, so wie das im Osten der Fall war, obwohl es auch dort schon genug Menschen gab, die genau das nicht taten. Dass heute viele auch aus dem Westen, also die vermeintlich besseren Menschen, allen Anweisungen, die man ihnen gibt, blind folgen und sogleich umsetzen, wie eben dieser selbsternannte Hygienebeauftragte, der, wie er bestätigte, aus dem Westen kommt, ist für mich eine große Genugtuung, wenngleich eine späte.

Foto&Text TaxiBerlin

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