19.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (091)


Gestern hat es mich an die Freie Universität ins beschauliche Dahlem verschlagen, wo diese Aufnahmen entstanden. Genau war es auf dem Bahnsteig vom U-Bahnhof Dahlem-Dorf. Was ist zu sehen? Eine Sitzgarnitur bestehend aus drei Holzfiguren für drei bis vier Personen. Die linke und rechte Figur sind stilisierte Frauen. Man erkennt das an den Brüsten. Die zwei Frauen gehören offensichtlich dem Mann in der Mitte, der sie beide mit seinen Händen anfasst. Möglicherweise sind es zwei Freundinnen des Mannes oder gar seine Erst- und Zweitfrau. Dass die mittlere Figur ein Mann ist, erkennt man an dem Penis und den beiden Testis, den paarig angelegten Hoden und Nebenhoden, links und rechts vom Penis siehe Foto unten. Der Penis teilt auch die Sitzmöglichkeit, weswegen ich von einer Sitzgarnitur für drei bis vier Personen sprach. Wenn jeweils zwei Personen auch auf den Sitzmöglichkeiten der Frauen sitzen, kann die Sitzgarnitur sogar bis zu sechs Personen Platz bieten. Auf der anderen Seite der Sitzgarnitur befindet sich eine identische Sitzgarnitur aus Holz. Auch sie hat in der Mitte ein Penis mit zwei Testis auf der mittleren Sitzfläche und zwei Brustpaare an der Lehne links und recht davon. Die Sitzgarnituren gibt es schon seit vielen Jahren, mindestens 25. Ich frage jetzt nicht, warum sie noch stehen. Immerhin sind nur zwei Geschlechter dargestellt. Darüber hinaus noch ein Mann mit zwei Frauen. Mich bringt die Sitzgarnitur auf die Idee, dass der Mann grundsätzlich seinen Penis samt Testis genauso präsentieren könnte wie eine Frau ihre Brüste. Warum keine gepolsterten Testis-Halter für den Mann, der seine paarig angelegten Hoden und Nebenhoden genauso schön zur Geltung bringt wie der Büsten-Halter die Brüste der Frau?

Fotos&Text TaxiBerlin

18.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (090)


Vier Monate bin ich nun schon wieder in Berlin. Keine so lange Zeit, aber doch mehr als ein Vierteljahr. Ich war viel unterwegs in dieser Zeit, habe alte Freunde getroffen, aber auch neue Menschen kennengelernt. Bei einem alten Freund war ich mir nicht sicher, ob wir nicht doch nur Bekannte sind beziehungsweise waren. Die Corona-Zeit hat auch uns auseinander dividiert, so wie sie viele Menschen auseinander dividiert hat. Bezugnehmend auf diese Zeit und für mich völlig unerwartet meinte mein alter Freund beim Wiedersehen, dass er viel darüber nachgedacht hat und zu dem Schluss gekommen ist, dass ich mit dem meisten, was ich zu dem Thema gesagt und geschrieben habe, Recht gehabt hätte. Wie gesagt, die Aussage kam für mich völlig unerwartet. Auch deswegen geht sie mir nicht aus dem Kopf. Vor allem aber, weil sie Größe hat. Die Größe eines wahren Freundes, aber vor allem die einer stabilen Persönlichkeit, wie man in Bulgarien sagt. Ob dieser Freund auch sagen würde, dass Rainer Mausfeld in seinem obigen Vortrag mit dem meisten Recht hat, das weiß ich nicht. Und es ist auch nicht wichtig. Letztendlich muss das jeder für sich herausfinden. Ich halten vieles, was Rainer Mausfeld sagt und schreibt, beispielsweise in seinem neuen im Westend-Verlag erschienenen Buch "Hybris und Nemesis", für wichtig und richtig. Ich schreibe dies hier auch deswegen auf, weil ich dem zustimme, was er in seinem obigen von der Ökologisch-Demokratischen Partei organisierten Vortrag vor nur wenigen Tagen in München gesagt hat. Und zwar, dass das Einzige, was uns bleibt, ist, zu "Sagen, was ist!"

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Text TaxiBerlin

17.3.24

"Bernhard in Bulgarien - Eine balkanische Erregung"

Bernhards Ohrensessel in Sofia

"Bernhard in Bulgarien - Eine balkanische Erregung", das war meine Idee für meinen Text, der gerade in der Berliner Zeitung erschienen ist. Die Berliner hat daraus "Thomas Bernhards 'Holzfällen. Eine Erregung': Ein Monospektakel ohne Spektakel" gemacht, was absolut in Ordnung ist. Es passiert regelmäßig, dass Titel von eingereichten Texten geändert werden. Mein eingereichter Text ist dafür unverändert, das ist heute nicht unbedingt selbstverständlich, und dafür danke ich der Berliner Zeitung. Überhaupt ist die Berliner Zeitung eine der ganz wenigen, die ich noch lese, die ich noch ernst nehmen kann. Ob man meinen Bericht über das Theaterstück "Holzfällen. Eine Erregung" in der "Topolcentrala" in Sofia ernst nehmen kann, das muss jeder für sich entscheiden. Ich bin der Meinung, dass sich für "Holzfällen. Eine Erregung" sogar eine Reise nach Sofia lohnt. Die Flugdauer von Berlin nach Sofia beträgt zwei Stunden. So lange dauert auch das Theaterstück.

Foto&Text Rumen Milkow

Bericht aus einem gebrochenen Land (089)



STERBEN LIEBEN KÄMPFEN - so der Titel eines Theaterstücks in der Zentrale des deutschen Irrenhauses. Ich komme drauf, weil Schüler auf Krieg, also aufs Kämpfen und Sterben, vorbereitet werden sollen. Das fordert die Bundesbildungsministerin. Das hatten wir schonmal, und zwar Ende der Siebziger in der DDR. Da wurde dort der so genannte Wehrkundeunterricht eingeführt. Genutzt hat es nichts, das Land ist trotzdem den Bach runter gegangen. Zehn Jahr vergingen zwischen Einführung des Wehrkundeunterrichts und dem Untergang des Landes und damit des Systems. Zehn Jahre sind nicht wenig, insbesondere wenn man jung ist und sein Leben noch vor sich hat. Vor allem am Ende dieser zehn Jahre sind die Menschen in der DDR sich nochmal näher gekommen, als sie es sonst schon waren. Etwas, was auch jetzt passiert, obwohl man weiter versucht die Menschen auseinander zu dividieren. Immer mehr realisieren, was wirklich wichtig ist im Leben, zum Beispiel zu Lieben.

Foto&Text TaxiBerlin

16.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (088)


Sarah Bosetti bekommt den Grimme-Preis. Als ich diese Nachricht gehört habe, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Sarah Bosetti, wer sie nicht kennt, wollte Menschen wie mich wegschneiden lassen wie einen Blinddarm, denn dieser sei zum Überleben des Gesamtorganismus nicht notwendig, so Bosetti. Bevor Bosetti mit ihrem Skalpell kommen konnte, habe ich mich in die Schluchten des Balkans vor Menschen wie Bosetti in Sicherheit gebracht. Jetzt bekommt Bosetti dafür den Grimme-Preis.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (087)

Am Bahnhof Friedrichstraße

Noch bringt Bustouristik KRIEG Busse voll harmloser Touristen nach Berlin. Das könnte sich bald ändern. Nomen ist schließlich Omen. Dann könnte möglicherweise auch dein Sohn mit einem von ihm an die Ostfront gefahren werden. Auch wenn er sich selbst als Frau lesen sollte. So verstehe ich Matthäus 26,52: "Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen." - Oder in einfachem deutsch, damit es auch einfach strukturierte Zeitgenossen verstehen: "Wer Waffen schickt, wird Krieg bekommen."

Foto&Text TaxiBerlin

15.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (086)


Es gibt schlimmeres als auf der Straße zu leben, auch wenn die guten Plätze immer rarer werden. Der Platz oben ist in vielerlei Hinsicht ideal. Der Eingang zur U-Bahn an der Lichtenberger Brücke ist überdacht. Auf der Straße zu leben, bedeutet also nicht automatisch, kein Dach mehr über dem Kopf zu haben. Der Mülleimer am Kopfende dient sowohl der Ordnung, als auch zur Schatzsuche. Das ist keine Übertreibung. Man findet in ihm regelmäßig Schätze, einige von ihnen sind sogar essbar. Manchmal bekommt man ganz und gar ein Lunchpaket vor die Nase gestellt wie oben. Das ist aber die Ausnahme. Die meisten Menschen sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Vor allem mit der Sorge, morgen selbst auf der Straße zu sitzen. Das absolute Highlight dieses Platzes am Bahnhof Lichtenberg ist der Fahrplan gleich nebenan (links im Bild). Damit verpasst man keine Bahn mehr. Wenn man mal zu einem Vorstellungsgespräch oder gar zu einer Wohnungsbesichtigung will.

Foto&Text TaxiBerlin

14.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (085)


Gestern war ich in Kreuzberg, und zwar im Bergmann-Kiez. Obwohl Kreuzberg vor vielen Jahren mit Friedrichshain zwangsverheiratet wurde, ist die frühere amerikanische Besatzungszone ein anderes Pflaster. Die Zwangsehe zwischen Friedrichshain und Kreuzberg ist übrigens juristisch noch nicht aufgearbeitet, aber da nunmehr seit Jahren praktisch täglich eine neue Sau nicht nur durch die Zentrale des deutschen Irrenhauses getrieben wird, kann man sich um solche Kleinigkeiten nicht auch noch kümmern. Immer mehr Menschen sind froh, etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf haben. Letzteres soll mir jetzt genommen werden, wie ich neulich erfuhr. Kein schönes Gefühl, sein zuhause zu verlieren und auf der Straße zu landen, das muss ich schon sagen. Aber nachdem ich vor jetzt vier Jahren meine Arbeit verloren habe, war es nur eine Frage der Zeit, bis man mir auch meine Wohnung nimmt. Der Bulgare würde jetzt sagen, dass es schlimmeres gibt, und recht hat er. Überhaupt ist die Straße nicht der schlechteste Platz, wie auch diese aktuellen Aufnahme aus dem Kreuzberger Bergmann-Kiez zeigen.



Fotos&Text TaxiBerlin

13.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (084)


"Fuck The EU" Victoria Nuland ist zurückgetreten. Wer Nuland nicht kennt, sie hat in einem abgehörten Telefonat vorgeschlagen, dass Arsenij Jazenjuk der Nachfolger von Präsident Viktor Janukowitsch in der Ukraine wird. Bald darauf gab es dort einen Putsch, von dem böse Zungen behaupten, dass die USA dahinter stecken. Das stimmt aber nicht. Nuland hatte auch nur zufällig diese Idee, dass Arsenij Jazenjuk neuer Präsident der Ukraine wird. Dass er es bald darauf geworden ist, ist reiner Zufall. Damit hat Victoria Nuland nichts zu tun. Ihr Rücktritt jetzt hat auch nichts damit zu tun, dass es im Ukrainekrieg, der Bulgare würde sagen an der Ostfront, nicht zum Besten steht. Der wahre Grund für Nulands Rücktritt ist, dass sie obiges, absolut lesenswerte Buch ihres Vaters Sherwin B. Nuland, Gott hab ihn selig, endlich lesen möchte. Und wer das nicht glaubt, den soll der Teufel holen, was möglicherweise eher zu empfehlen ist, als von Victoria Nuland gef.... zu werden.

Foto&Text TaxiBerlin

12.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (083)

Wann wird man je verstehen?

Nun hat auch Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg aufgerufen. Im Interview äußert er sich auch zum Krieg in Palästina. Wörtlich sagte Franziskus: "Es ist ein Krieg, und einen Krieg führt man zu zweit, nicht allein. Die Verantwortlichen sind die beiden, die ihn führen." Die Geschichte lehre, so der Papst weiter, dass es früher oder später letztlich zu einer Einigung kommen müsse. Dies gelte auch für den Krieg in der Ukraine, wo Stimmen lauter werden, den Mut für ein Hissen der Weißen Fahne aufzubringen, während andere darin eine Legitimierung des Stärkeren sehen: „Das ist eine Interpretationsweise“, räumt Franziskus ein. „Aber ich denke, dass der stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt und den Mut hat, die weiße Flagge zu schwenken und zu verhandeln. Und heute kann man mit Hilfe der internationalen Mächte verhandeln. Das Wort 'verhandeln' ist ein mutiges Wort. Wenn du siehst, dass du besiegt wirst, dass die Dinge nicht gut laufen, habt den Mut, zu verhandeln. Du schämst dich, aber wenn du so weitermachst, wie viele Tote wird es dann geben? Verhandele rechtzeitig!" - "Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird“, so der Appell des Kirchenoberhauptes in dem Interview für RSI, den öffentlich/rechtlichen Sender, der die italienischsprachige Schweiz bedient. - Beim deutschen öffentlich/rechtlichen Fernsehen wird Annalena Baerbock aktuell von Caren Miosga auf die Worte des Papstes angesprochen. Die Antwort der Aussenministerin: "Ich verstehe es nicht." - Die Antwort darauf hat der amerikanische Sänger Pete Seeger bereits vor vielen Jahren in seinem Song "Sag' mir, wo die Blumen sind" (im Original "Where Have All the Flowers Gone") gegeben. Oben singt Marlene Dietrich das Lied, dessen deutscher Text so geht:

Sag mir wo die Blumen sind
wo sind sie geblieben
Sag mir wo die Blumen sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Blumen sind
Mädchen pflückten sie geschwind
Wann wird man je verstehen
wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Mädchen sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Mädchen sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Mädchen sind
Männer nahmen sie geschwind
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Männer sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Männer sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Männer sind
zogen fort der Krieg beginnt
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Sag wo die Soldaten sind
wo sind sie geblieben?
Sag wo die Soldaten sind
was ist geschehen?
Sag wo die Soldaten sind
über Gräben weht der Wind
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Gräber sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Gräber sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Gräber sind
Blumen wehen im Sommerwind
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Blumen sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Blumen sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Blumen sind
Mädchen pflückten sie geschwind
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?

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Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (082)


Heute vor 39 Jahren wurde Michail Gorbatschow gewählt. Danach hat es noch viereinhalb Jahre gedauert, bis die Mauer fiel. Dass die Mauer fallen und mit ihr die DDR untergehen würde, hat niemand kommen sehen. Weder im Osten, noch im Westen. Obwohl, eine Ausnahme gab es wohl. Der französische Historiker Emmanuel Todd, hier im Interview mit der Weltwoche aus der Schweiz, sagte bereits 1976 den Zusammenbruch der Sowjetunion aufgrund der demographischen Entwicklung voraus. Heute sieht er die USA im Niedergang. Frankreich werde seiner Meinung nach ausgelacht, und die Briten handeln kopflos. Am schlimmsten stehe es aber um die Deutschen, die zur Zielscheibe der Amerikaner geworden seien. Russland hingegen gehe es besser, als viele westliche Beobachter meinen. Wann genau die USA untergehen werden, das weiß Todd zwar nicht, dafür aber, dass die Kindersterblichkeit in den Vereinigten Staaten heute höher ist als in Russland. Sein Fazit: Nicht Russland – Amerika steckt in der Krise. Wie lange diese Krise dauert und wann die Vereinigten Staaten fertig haben, das weiß ich natürlich auch nicht. Mich beschäftigt aber schon die Frage, wo die USA auf ihrem Weg in den Untergang stehen. Und da tendiere ich zu der Annahme, dass es auf jeden Fall noch mehr als viereinhalb Jahre sein werden. Ich sehe uns da eher im Jahre 1976 als im Jahre 1985, als Michael Gorbatschow gewählt wurde. Ich tippe auf 13 Jahre.

Foto&Text TaxiBerlin

11.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (081)

Zwangsgebührenfinanzierte Kinderkriegspropaganda

Kriegspropaganda jetzt auch im deutschen Kinderfernsehen. Kann mich nicht erinnern, ähnliches in Bulgarien gesehen zu haben. Wenn Deutschland "kriegstüchtig" werden soll, wie Verteidigungsminister, besser: Kriegsminister, Pistorius von der SPD es will, ist dies nur folgerichtig. Heute noch in der Schule, und morgen an der Front. Auch Joe Bidens Sohn Hunter soll zurück in die Ukraine und dort unsere Freiheit verteidigen. Er war schonmal dort und hat gutes Geld bei der Gas-Firma Burisma verdient. Jetzt will er zumindest etwas davon zurückzahlen.

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Text TaxiBerlin

10.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (080)

Aktuelles Angebot in der Zentrale des deutschen Irrenhauses

In Berlin ist heute verkaufsoffener Sonntag. Immer mehr Menschen in der Zentrale des deutschen Irrenhauses geht das am Allerwertesten vorbei. 100,-€ dafür, dass man Ossi wird, soll das ändern. Wie viele dieses Angebot angenommen haben, ist unbekannt. Ich denke nicht, dass man Ossi werden kann. Sicher scheint mir dagegen, dass man vom Ossi lernen kann. So wie man vom Bulgaren lernen kann. Und das ist ein viel größeres Geschenk als lumpige 100,-€. - Es ist unbezahlbar.

Foto&Text TaxiBerlin

9.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (079)

In meiner Straße im Friedrichshain

Neulich war ich im Kino. Links von mir saß eine Frau, die an ihrem rechten Arm eine Apple Watch trug, die alle paar Minuten aufleuchtete, weswegen ich die Frau ansprach. Ich fragte sie, ob sie ihre Apple Watch ausschalten könne. Daraufhin fragte sie mich, ob mich das Aufleuchten ihrer Apple Watch stören würde, was ich bejahte, und dass ich sie sonst nicht angesprochen hätte. Die Frau sagte nun, dass sie gar nicht mitbekommen würde, dass ihre Apple Watch aufleuchtet. Das war insoweit nachvollziehbar, dass die Apple Watch an ihrem rechten Arm zu mir zeigte. Dass sie selbst nicht mitbekommen würde, wenn ihre Apple Watch aufleuchtet, war noch nicht der Höhepunkt unserer Konversation. Der Höhepunkt kam jetzt, und zwar als die Frau meinte, dass sie das Aufleuchten nicht abstellen könne. Sie wisse gar nicht, ob das überhaupt geht. Mich erinnert diese kleine Begebenheit in der Zentrale des deutschen Irrenhauses daran, dass viele Menschen hier noch nicht mitbekommen, dass sie sich seit einiger Zeit im Krieg mit Russland befinden und ein Weltkrieg möglicherweise schon begonnen hat. (In Bulgarien ist auch das ganz anders, von "Schon wieder Ostfront" haben dort alle schon mal gehört.) Wie auch, sie selber leben ja (noch) im Frieden. Geschossen wird (bisher) nur woanders, auch wenn die Waffen aus Deutschland kommen. Das Aufleuchten stört schließlich auch nicht die Trägerin der Apple Watch, sondern ihren Nachbarn. Dass viele nun darüber hinaus nicht mehr wissen, wie sie aus diesem Krieg herauskommen, genauso wie die Frau im Kino neben mir nicht weiß, wie sie das Aufleuchten ihrer Apple Watch ausschaltet, ist nicht schön, aber leider folgerichtig.

Foto&Text TaxiBerlin

8.3.24

Bericht aus einem gebrochenen Land (078)

Entfesselter Irrsinn

Anlässlich des heutigen Internationalen Frauentages, der in Berlin offizieller Feiertag ist, warnt das öffentlich/rechtliche InfoRadio vor einem Rückfall in alte Geschlechterrollen. Genau ist es Lisa Paus, unsere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die davor warnt. Keine Ahnung, was Paus unter Familie versteht. Sicher scheint mir zu sein, dass in der Bezeichnung ihres Ministeriums nur ein Geschlecht vorkommt. Und das, obwohl es heute wie viele Geschlechter gleich nochmal geben soll? Oder definieren sich bereits alle Geschlechter als Frau? Ich bin überfordert. - Im fernen Amerika warnt gerade ein greiser Präsident davor, dass Putin nicht in der Ukraine halt machen würde. Dann gebe es wieder nur noch ein Geschlecht, das in den Krieg ziehen muss. Denn im Falle einer Einberufung sollen auch Männer mit geändertem Geschlechtseintrag nicht dem Wehrdienst entgehen können. Das sieht eine Sonderregelung im geplanten "Selbstbestimmungsgesetz" vor. Dass der Internationale Frauentag auch "Frauenkampftag" heißt, wie ich eben noch aus dem öffentlich/rechtlichen InfoRadio erfahre, wenngleich einmal mehr wieder nur Männer kämpfen sollen, macht den Berliner Irrsinn deutlich. Zum Glück ist hier heute nicht nur Feiertag, sondern auch ein freier Tag. Zeit, mal über den entfesselten Unsinn nachzudenken.

Foto&Text TaxiBerlin