25.4.24

Leaving Berlin (008)


Es muss nicht immer Bulgarien sein. Beim Nachbarn, den Griechen, ist es auch sehr schön. Gerade bin ich auf Kreta, zum ersten Mal, auf den Spuren von Alexis Sorbas. Alexis Sorbas, einer meiner größten literarischen Helden, vielleicht sogar der größte, gab es wirklich. Sein richtiger Name war Giorgis Sorbas. Das Braunkohlebergwerk, das im Buch auf Kreta ist, war in Wirklichkeit an der Bucht von Prastová in Mani an der Südspitze des Pelopones, also auf dem Festland. Immerhin, der Autor Nikos Kazantzakis, ist auf Kreta geboren, wo wir gestern am frühen Morgen mit der Fähre angekommen sind. Obwohl die Fähre fast leer war, zumindest an Menschen, mit LKWs war sie bis auf den letzten Zentimeter gefüllt, ist die Insel schon gut besucht. Auf jeden Fall mehr als ich gedacht hätte. Touristen, die im Gegensatz zu Terroristen keine Sympathisanten haben, sind so mit das schlimmste Übel, was die Menschheit hervorgebracht hat. Für den Ort, wo sie sind, interessieren sie sich praktisch nie. Sie interessieren sich immer nur für sich selbst. Und die, die vorgeben offen zu sein, sind in aller Regel die geschlossensten. Nicht umsonst müssen sie ihre Offenheit immer wieder betonen, um zumindest selbst daran zu glauben. Doch zurück zu Kreta und Nikos Kazantzakis, der seinerzeit kurz nach einer Impfung verstorben ist. Sein Grab ist hier in Heraklion, der größten Stadt auf Kreta, wo auch obige Aufnahme entstanden ist, auf einem Hügel. Der Grund dafür ist der, dass ihm die Kirche eine Grabstätte auf einem ihrer Friedhöfe verweigert hatte. Der gängige Glaube war damals noch ein christlicher, nicht DIE Wissenschaft. Kazantzakis war wie Mozart ein Freimaurer und auch ein Freidenker, was heute die geradeaus denkenden Querdenker sind, aber das nur nebenbei. Kennengelernt soll Nikos Kazantzakis seinen Giorgis alias Alexis Sorbas im Hafen von Piräeus haben. Dort habe ich vor meiner Abfahrt meinen Giorgis kennengelernt, der mir seine traurige Familiengeschichte erzählt hat. Es war das erste Mal, dass er dies getan hat, und dann gleich einem Fremden. Das hat mich stark beeindruckt und auch sehr berührt. Giorgis hatte ein tolles Leben und eine schöne Frau, die er seit seinen Kindertagen kannte. Vor nicht allzu langer Zeit ist sie plötzlich verstorben, und das Leben von Giorgis war auf einmal nicht mehr das, was es war. War er früher viel mit seiner Frau gereist, befördert er nun andere. Giorgis ist heute Fahrer in Piräues nahe Athen. Ob er früher einer von denen war, die auf ihren Reisen ihre Offenheit betonen mussten, kann ich nicht sagen. Es ist auch nicht wichtig. Dass er wirklich offen ist, hat er im Gespräch mit mir bewiesen. Danke, Griechenland, dass ich Giorgis kennenlernen durfte. Giorgis war sich sicher, dass uns Kreta gefallen wird, was ich nach nur einem Tag bereits bestätigen kann.

Foto&Text TaxiBerlin

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