Wollten Reisende früher immer die Gründe wissen, warum die Bahn nicht kommt, bekommen sie diese heute in großer Auswahl geliefert. Besonders beliebt ist die "Verspätung aus vorheriger Fahrt". Wahlweise auch "Verspätetes Personal aus vorheriger Fahrt" oder "Verspätetes Bereitstellen des Zuges". "Verspätung wegen behördlicher Maßnahmen" geht auch. Unisono Verspätungen wegen "Störungen im Betriebsablauf" gibt es heute praktisch nicht mehr. Ich bin mir nicht sicher, was ich von dieser Entwicklung halten soll. Mir ist der Grund, warum die Bahn nicht kommt, total egal. Er interessiert mich Null. Das millionenfache "Wir bitten um Entschuldigung", das ich mir anhören muss, geht mir auf die Nerven. Fühle ich mich von den vielen Entschuldigungen genervt, komme ich mir bei "Vielen Dank für Ihr Verständnis" verarscht vor. Wie ich in ihren Zug komme, wenn keine der Türen funktioniert, ist der Bahn egal. Von meiner Notdurft, die ich dann im Zug zusammen mit vielen anderen Reisenden stehend, weil gefühlt jede zweite Bahn ausfällt oder Stunden zu spät kommt, nicht verrichten kann, gar nicht erst zu reden.
Foto&Text TaxiBerlin
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