"Bulgarien reißt sowjetisches Kriegsdenkmal im Zentrum von Sofia ab", heißt es im Titel dieses Artikels von Katerina Alexandridi in der Berliner Zeitung. Wenig später liest es sich etwas anders, und zwar so: "Die Behörden in Sofia haben am Dienstag damit begonnen, ein Denkmal zu Ehren der sowjetischen Soldaten, die Bulgarien im Zweiten Weltkrieg befreiten, abzubauen." - Na, was denn nun? Reißt Bulgarien das Denkmal ab oder die Behörden? Schauen wir mal weiter: "An der 37 Meter hohen Statue seien 'schwerwiegende Risse' entstanden, die eine Gefahr für Passanten darstellten, so die Gouverneurin des Bezirks Sofia, Vjara Todewa. Sie sagte, das Denkmal sei seit Jahren unwiederbringlich verfallen und niemand habe die Verantwortung für seine Instandhaltung übernommen." - Aha, ein großes Denkmal im Zentrum von Sofia und niemand hat Verantwortung. Das sagt die für den Bezirk Sofia verantwortliche Gouverneurin. Immerhin: "Der Abbau des Denkmals, zwei Jahre nach dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, ist höchst umstritten." Normalerweise sind Personen umstritten. Hier ist es der Abbau eines Denkmals. Und noch etwas ist anders. Zwei im bulgarischen Parlament vertretene Parteien, "Wiedergeburt" und die Bulgarische Sozialistische Partei (BSP), haben die Demontage des Denkmals für illegal erklärt und fordern ein Referendum, um über sein Schicksal zu entscheiden. Natürlich wird man nicht das Volk befragen, auch nicht in Bulgarien. Denn auch hier gilt das Tucholsky-Wort: "Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig."
PS: In Berlin gibt es drei Denkmäler für die Sowjetische Armee. Das vielleicht bekannteste befindet sich an der Straße des 17. Juni im Tiergarten im ehemaligen West-Berlin. Die beiden anderen stehen in Treptow und in Pankow. Fühlt sich für diese noch jemand verantwortlich oder werden auch sie demnächst abgerissen, weil angeblich niemand die Verantwortung für ihre Instandhaltung übernommen hat?
Foto&Text TaxiBerlin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen