25.11.23

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (007)


Vor zwei Tagen wurde ich gefragt, ob ich zur heutigen Friedensdemo in Mitte gehen würde. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher. Ich meine, es ist noch nicht so lange her, da waren selbst Spaziergänge verboten. Es kam natürlich auf die Spaziergänger an, das ist klar. Zuvor waren schon Demonstrationen verboten gewesen. Ich war trotzdem da, vor allem um sie als Zeitzeuge mit den Demonstrationen von '89 in der DDR abgleichen zu können. Die Demonstrationen von 1989 und 2020/21 hatten viele Gemeinsamkeiten, aber auch einen großen Unterschied. '89 in der DDR hat sich mir nie die Frage gestellt, ob ich mir das Demonstrieren überhaupt leisten kann. Heute kann ich mir, wie viele anderen auch, Berlin nicht mehr leisten. Die Entwicklung ist, so denke ich, nur folgerichtig. Meine Frage, ob ich mir das Demonstrieren überhaupt noch leisten kann, hat mich darauf vorbereitet, dass ich mir Berlin nicht mehr leisten kann. Vor allem deswegen verbringe ich viel Zeit in Bulgarien. Bulgarien kann ich mir leisten - noch. Auch in Bulgarien war ich auf zahlreichen Demonstrationen beispielsweise gegen die Corona-Maßnahmen und Masken. Demonstrationen waren in Bulgarien zu keiner Zeit verboten. Erzählte ich Bulgaren, dass in Deutschland sogar Spaziergänge verboten sind, schüttelten sie nur mit dem Kopf. Gedacht haben sie vermutlich: "Diese dummen Deutschen!". Doch zurück zur heutigen Friedensdemo, für die ich mir obiges gelbes T-Shirt organisiert habe, das ich dort tragen könnte, allerdings unter einem Pullover, und das hat seinen Grund. Ich hab mal eine Gelbe Weste getragen, um gegen Uber zu demonstrieren, und wurde daraufhin von der "Antifa" als "Nazi" bezeichnet. Wer vor einigen Jahren, es war noch vor Corona, eine Gelbe Weste trug, war in Deutschland automatisch "Nazi". Damals wollte ich den Antifanten die Sache mit Uber und Taxi erklären. Die knappe Antwort des Ober-Antifanten war, dass er Taxis und Taxifahrer noch nie leiden konnte. Seitdem erkläre ich nichts mehr. Es kann und soll sich jeder selbst informieren. Die Beschaffung von Informationen ist eine Hol-Schuld. So gesehen ist das T-Shirt mit dem Spruch von Gandhi eigentlich schon zu viel des Guten. Besser ich trage es nicht. Jetzt nicht, weil ich Angst hätte. So ist es nicht. Ich wollte ja sowieso einen Pullover drüber ziehen. Nein, einfach weil ein jeder selbst Gandhi lesen kann. Aber auch weil es kalt geworden ist.

PS: Gerade erfahre ich aus der Berliner Mottenpost, dass die bezahlen Provokateure mit der Doppelmoral und dem Herz aus Finsternis die Demo blockieren wollen, indem sie sich im Tiergarten an Bäume kleben. Ich bin gespannt, ob sie jemand beachtet, oder ob sie eventuell morgen immer noch dort festkleben, auch weil es wie gesagt kalt geworden ist in Berlin. Gestern gab es den ersten Schnee.

Fotos&Text TaxiBerlin

2 Kommentare:

  1. Anonym25.11.23

    Wir sind schon 2000 aus Berlin weg gezogen. Da war es schon nicht mehr schön. Nun sind wir auch in Bulgarien, weil wir uns das noch leisten können, Deutschland nicht mehr. Wie kann man gegen eine Friedensdemo sein. Bin ich reeechts, wenn ich für Frieden bin???

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  2. Interessant! Wo seid ihr da in Bulgarien? Und vermisst ihr Berlin manchmal?
    Was deine Frage angeht, da hilft mir die bulgarische Denke. Wenn JA NEIN ist, kann RECHTS auch LINKS sein.

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