4.10.23

Zurück in Bulgarien (070) - "Sonntag in Sofia"

Am Sonntag war ich in Sofia. Diesmal habe ich im Stadtteil "Nadeshda" (Hoffnung) geparkt und bin mit der U-Bahn ins Zentrum gefahren. Die Tageskarte für ganz Sofia kostet vier Lewa (zwei Euro) mit "Sofia City Card" - ohne "Sofia City Card" 4,80 Lewa (2,40 Euro). Der Einzelfahrschein kostet 1,60 Lewa (80 Euro-Cent). Der Preis ist also heiß. Aber Vorsicht! Die U-Bahn hat der Russe gebaut. Ich schreibe trotzdem über Preise, weil mich ein aufmerksamer Leser in der Heimat darauf hingewiesen hat, dass mein neuer Häcksler von Lidl in Bulgarien nicht weniger als die Hälfte gekostet hat. Das ist bei elektrischen Geräten einer deutschen Supermarktkette auch in Bulgarien nicht möglich. Manche Geräte sollen hier sogar teurer als in der Heimat sein, wie man mir gesagt hat. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass man in Bulgarien im Schnitt mit der Hälfte des Geldes gut über die Runden kommt, wie auch der Preis des Tagestickets für Sofia beweist.

Als erstes war ich in meinem Lieblingsantiquariat "Ortograph", wo ich obiges Buch fand. Obwohl Antiquariate die Tatorte meine Büchersucht sind, habe ich das Buch nicht gekauft. Es hat mich aber daran erinnert, dass es ein aktuelles Buch mit praktisch demselben Titel gibt, das auch ins Bulgarische übersetzt ist. Der Autor heißt David Engels, das Buch "Was tun?: Leben mit dem Niedergang Europas".

Als nächstes war ich am Denkmal der Sowjetischen Armee gegenüber der Universität. Neulich gab es dort einen Protest, über den ich hier berichtet hatte. Das Gerüst, für das es keine Genehmigung geben soll, steht immer noch - das Denkmal auch. Die improvisierte Mauer ist leicht ramponiert. Die Beschädigungen stammen aber nicht vom Protest. Da war genug Polizei da, die am Sonntag komplett fehlte.

Auch an diesem, also den letzten Sonntag gab es einen Protest in Sofia, wie es praktisch täglich einen Protest in der bulgarischen Hauptstadt gibt - mindestens einen. Bei ihm ging es um das Thema "Frieden und Souveränität". Dafür gibt es auch ein Referendum, für das man auf den Protest unterschreiben konnte. 

Gesprochen auf dem Protest hat eine Frau, die ich schon auf früheren Protesten gesehen und gehört habe. Überhaupt waren viele Frauen auf dem Protest am Sonntag. Die Sorge um den Frieden scheint bei Frauen besonders ausgeprägt zu sein. Möglicherweise weil sie ihre Söhne nicht verlieren wollen. Ist jetzt nur eine Vermutung von mir. Nebenbei wurde auch der Rücktritt der aktuellen bulgarischen Regierung gefordert, aber das gehört dazu, wenn man für Frieden und Neutralität ist und man darüber hinaus davon ausgeht, dass die aktuellen Regierung mit Hilfe der US-amerikanischen Botschaft in Sofia ins Amt gehievt wurde. Immerhin sind die Amerikaner die größten Waffenlieferanten der Ukraine, noch vor Deutschland.


Auch am Abend ging es weiter mit Frauen, und zwar dem "Sofia Gospel Chor", in dem seit einiger Zeit die bulgarische Freundin meines englischen Freundes singt und tanzt. Das kostenlose Konzert war großartig, was neben dem phantastischen Chor auch daran lag, dass viele bekannte Gäste, also Sänger und Sängerinnen, in Begleitung des "Sofia Gospel Chor" an diesem Abend aufgetreten sind.


Zum Schluss musste ich nur noch zurück zum Stadtteil "Nadeshda" (Hoffnung), was aber kein Problem war. Immerhin hatte ich eine Tageskarte und auf die von den Russen gebaute U-Bahn war auch Verlass. Was Bulgarien angeht, habe ich mehr Hoffnung als ich für Berlin habe, auch wenn ich neulich geschrieben hatte: "Noch ist Berlin nicht verloren".

Fotos&Text TaxiBerlin

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