Bulgarien ist am traurigsten auf seinen Friedhöfen. Heute musste ich dorthin, denn mein Vater, der an einem 1. Januar geboren wurde, liegt auf einen von ihnen. Es ist aber nicht nur sein Geburtstag, sondern auch sein Namenstag. Denn nach alter bulgarischer Tradition gab man ihm den Namentagsnamen, der, auch das will die Tradition, mein Vatersnamen, sprich mein zweiter Vorname ist. Welcher das genau ist, soll an dieser Stelle nicht interessieren. Es geht um den Friedhof, der eigentlich ein Jungle ist. Zur Sicherheit habe ich meine Machete mitgenommen, die auch zum Einsatz kam. Ebenso der Spaten, mit dem ich die schwere Erde umgrub. Da sie nicht nur schwer, sondern auch extrem fruchtbar ist, wird das Grab bald wieder so aussehen, wie ich es vorgefunden habe: komplett zugewachsen und praktisch unauffindbar. Obwohl ich weiß, wo es sich befindet, muss ich das Grab jedesmal aufs Neue suchen. Jemand, der noch nie da war, hat keine Chance, es zu finden. Möglicherweise ein Grund, dass ich auf bulgarischen Friedhöfen immer alleine bin.
Foto&Text TaxiBerlin
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