Die Welt ist aus den Fugen, nicht nur in Deutschland, auch in Bulgarien. 1989 sollte uns Michail Gorbatschow helfen, sie wieder zu kitten. Und in gewisser Weise tat er es auch, weswegen auch ich ein Fan von ihm war, und das schon seit Mitte der Achtziger, also von Anfang an. Als Gorbatschow im August 1991 entführt wurde, war ich gerade in Schottland in den Highlands. Ich erinnere mich noch genau, wie mein schottischer Freund und erster Englischlehrer Hugh mich mittels seines kleinen Campingfernsehers mit nur mäßigem Empfang in den dortigen Schluchten auf dem Laufenden hielt, wie es um meinen Michail in seiner russischer Heimat steht. Seit einigen Tagen fühle ich mich nicht wirklich gut hier in meinen Schluchten. Heute weiß ich nun auch, warum. Weil mein Gorbi tot ist. Jetzt müssen wir uns selber helfen, denn ein neuer Gorbi ist nicht in Sicht. Schon seit Monaten beschäftigt mich die Frage, ob wir nicht vielleicht einfach in die verkehrte Richtung schauen, am falschen Ort suchen. Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass ein neuer Gorbi nicht von Oben, und auch nicht aus dem System kommen wird. Man stelle sich nur für einen Moment Klaus Schwab als Gorbi-Nachfolger vor, zu dem die Menschen "Schwab hilf!" rufen - ausgeschlossen. Auch deswegen bin ich immer mehr davon überzeugt, dass der neue Gorbi von unten kommt. Möglicherweise ist er ein Trucker. Oder eine Krankenschwester. Vielleicht auch ein Taxifahrer. Am Ende wird es aber wie immer sein, und zwar dass wir uns nur selbst helfen können.
Foto&Text TaxiBerlin
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