28.7.22

Bericht aus Bulgarien (211) - "Das wie für mich gemacht Stipendium"

Ordnung muss sein

Nachdem ich das Stipendium sicher habe, kann ich auch darüber schreiben. Vorgestern (26. Juli) wurde es von der amerikanischen Botschaft in Sofia ausgelobt, gestern (27. Juli) war ich deswegen im Parlament und heute (28. Juli) habe ich es in der Tasche. Die Amerikaner zahlen demjenigen 150.000 Dollar cash, der "pro russische" Propaganda oder auch nur Gesinnung in Bulgarien aufspürt. Da ich aus der DDR komme, wo auch Putin einst als Agent des KGB arbeitete, und ich darüber hinaus russisch kann (zumindest habe ich das behauptet), bringe ich beste Voraussetzungen für das Stipendium der Amerikaner mit. Ich konnte jetzt aber nicht einfach und schon gar nicht direkt in die amerikanische Botschaft gehen, so einfach funktioniert Korruption nicht, selbst in Bulgarien nicht. Nein, ich musste deswegen ins bulgarische Parlament gehen, wo es eine eigens dafür eingerichtete "American Corner" gibt - Ordnung muss sein, auch beim Bulgaren. Um die Menschen zu verwirren, ist die Ecke fälschlicherweise mit "Amerikanisches Zentrum" übersetzt ist, aber das nur nebenbei. Der bulgarische Politiker, den ich gestern angeblich im Parlament interviewt habe, hat das Stipendium von der amerikanischen Botschaft, zu der er beste Beziehungen hat, für mich klar gemacht. Der Deal ist, dass er 50.000 Dollar von den 150.000 Dollar bekommt - 100.000 Dollar bleiben für mich. Ein Drittel der Beute abzugeben, hört sich erstmal viel an, ist es aber nicht, wenn man berücksichtigt, wie leicht meine Aufgabe ist. Denn alles, was nicht "pro westlich" ist, ist automatisch "pro russisch", obwohl es logischerweise "pro östlich" sein müsste. Die Logik ist aber seit einiger Zeit komplett ausgeschaltet, und daraus ziehe ich jetzt meinen Profit, zumindest den größeren Teil des von Uncle Sam gezahlten.   -   Es läuft gerade sehr gut für mich.

Foto&Text TaxiBerlin

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