1.3.22

Bericht aus Bulgarien (62)

Mein Mineralbad in den Bergen

Mein Mineralbad in meinem Dorf sieht so aus wie oben auf dem Bild. Zwei Betonbecken zu ebener Erde, in das fordere fließt rechts in der Ecke das warme, leicht nach faule Eier riechende Mineralwasser; das zweite, hintere Becken ist eine Art Überlaufbecken; im Hintergrund zwei Podeste mit Sitz- und Grillmöglichkeiten, die mein Bürgermeister im letzten Jahr hat bauen lassen; die Becken selbst sind vielleicht 50 Jahre alt.

Da ich nicht in meinem Dorf sondern in Sofia bin, musste ich hier was vergleichbares finden, und zwar den "Komplex Koralite", wo ich gestern unter freiem Himmel fünf Stunden am Stück im Wasser war. So lange bin ich noch nie am Stück im Wasser gewesen, ausser vielleicht als Kind am Schwarzen Meer. Dass ich so lange im Wasser war, im Wasser sein musste, lag daran, dass der Pool vom "Komplex Koralite" wie mein Mineralbad in meinem Dorf im Freien ist, wo die Temperaturen gestern um den Gefrierpunkt waren, man dafür aber einen genialen Blick aufs Gebirge hatte, in dem Fall auf die mit Schnee bedeckten Berge des Vitosha.

Aber nicht nur das, gestern gab es im Pool vom "Komplex Koralite" auch eine Geburtstagsparty. Vier Menschen, die ich nicht kannte, wie ich auch sonst niemanden kannte, feierten zusammen ihren Geburtstag im Pool vom Komplex. Alle waren im Wasser, sogar die drei Sängerinnen. Und ich war plötzlich Teil dieser Geburtstagsparty im Pool unter freiem Himmel.

Einer der "Geburtstagskinder" war ein Augenarzt, und jetzt habe ich auch einen Augenarzt in Bulgarien. Kennengelernt habe ich ihn durch eine Mitfeiernde im Pool, die ich zuvor auch nicht kannte, und die mich mit ihm bekannt gemacht hat. Sie war eine der vielleicht fünfzig feiernden Gästen, und sie arbeitet in einer Botschaft in Sofia. Welche Botschaft genau darf ich nicht sagen, das wäre sozusagen Geheimnisverrat.

Auf jeden Fall war es die Botschaft eines NATO-Mitgliedslandes hier in der bulgarischen Hauptstadt, wo ich mich gerade befinde, und wo heute der Frühling in Form von "Oma Martha" begrüßt wird, obwohl seit Sonntag der Winter zurückgekehrt ist. Fällt mir gerade ein, dass ich auch noch über "Baba Martha" schreiben muss. Das mache ich dann gleich. Nicht vom Pool aus, sondern vom Schreibtisch des Sohnes meines Freundes.

PS: Was den "Komplex Koralite" angeht, der ist auf den Bildern natürlich noch schöner als in der Realität. Aber wenn die Sonne nicht scheint, es zudem noch Winter und kalt ist, sieht die Welt eben einfach anders aus.

Foto&Text TaxiBerlin

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