3.12.21

Vom Freitesten und Freikaufen

Einst, als ich noch studierte, bewarb ich mich erfolglos als Versuchskaninchen für neue Medikamente. Nun scheint es endlich zu klappen mit dem Versuchskaninchen. Kohle, so wie früher, gibt es nicht, wie es aussieht, obwohl ich diese gerade jetzt gut gebrauchen könnte. Dafür lassen sie einen in Ruhe - immerhin, wenn auch nur für kurze Zeit.

Wenn man Geld mitbringt, kann man sich Freikaufen. Was in der Heimat Freitesten ist, heißt auf dem Balkan Freikaufen. Gerade hat eine große Restaurantkette im Land einen riesigen Rabatt bekommen, weil sie gleich die gesamte Belegschaft Freigekauft hat.

Gearscht ist, wer alleine kommt, keinen Job und keine Kohle hat, und das sind die meisten hier. Sie sollen 400 bezahlen. Kommt man in einer Gruppe von 20 oder 30, kostet es 300 pro Nase. Die große Restaurantkette hat nur 100 pro Mitarbeiter bezahlt.

Und das regt viele Menschen zu Recht auf. Gar nicht so sehr, weil der andere weniger bezahlt hat. Sondern vor allem, weil einige wenige so viel Geld machen. Geld, das man selbst gerne machen würde, wenn man nur wüsste, wie man es anstellen muss.

Ans Krankwerden denkt keiner hier. Zum Krankwerden hat man auf dem Balkan keine Zeit. Leisten kann sich Krankwerden schon keiner. So geht es den meisten. Eins und Eins kann man auf dem Balkan zusammen zählen. Vielleicht sogar besser als im Westen.

Die ganze Plandemie ist am Ende pure Mathematik. Im Nachbarland Griechenland beispielsweise müssen Ungeimpfte 100 im Monat Strafe bezahlen. Kaufen sie sich frei, zahlen sie einmal 400, sparen also 200, denn es reicht für sechs Monate. Kommen sie in der Gruppe, sparen sie sogar mehr.

Wenn ich Leuten erzähle, dass ich mich früher mal als Versuchskaninchen beworben habe, um damit Geld zu verdienen, schauen sie mich ungläubig an. Die Zeiten haben sich verändert. Heute halten mich hier viele für verrückt, weil ich mich nicht Freikaufen will. Und das, obwohl ich es mir leisten könnte – zumindest noch.

Foto&Text TaxiBerlin

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