23.12.21

Mein Mineralbad

So sieht es aus

Seit diesem Sommer habe ich mein eigenes Mineralbad in den Schluchten des Balkans. Dazu muss man wissen, dass mein Dorf eine eigene Mineralquelle hat. Diese befindet sich etwas außerhalb vom Dorfzentrum. Vor Jahren schon hat mein Bürgermeister eine Leitung von dort nach Downtown, genauer Uptown, also ins Dorfzentrum verlegt. Seitdem halten an dem hier installierten Brunnen täglich unzählige Durchreisende, um sich ihr eigenes Mineralwasser abzufüllen. Dieses Jahr nun hat mein Bürgermeister das alte Mineralbad, das es seit dem letzten großen Krieg gibt, wieder herrichten lassen. An den beiden Becken hat er eine neue Isolierung machen lassen, damit das Wasser nicht gleich wieder entweicht. Darüber hinaus ließ er zwei Sitzmöglichkeiten mit Tischen und Bänken sowie zwei Möglichkeiten zum Grillen errichten. Damit will er die jungen Leute aus der knapp 100 Kilometer entfernten Hauptstadt und auch aus dem Ausland bewegen, ins Dorf zurückzukehren. Bisher ist niemand gekommen, weswegen ich das Mineralbad bis heute für mich alleine habe. Die anderen Bewohner unseres Dorfes, meist alte und dementsprechend Menschen, haben keine Zeit zum Baden gehen. Sie sind zu sehr mit sich selbst und ihrem eigenen Überleben beschäftigt. Man soll aber die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht kehren irgendwann die jungen Menschen, die sich „evakuiert“ haben, nicht nur in unser Dorf, sondern auch in andere Dörfer und somit ins Land zurück. Selbst wenn ich dann das Mineralbad nicht mehr für mich alleine hätte, wünsche auch ich mir dies. So wie mein Bürgermeister.

Foto&Text TaxiBerlin

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