19.12.21

Alles für den Erhalt der Volksgesundheit


Sperrmüll in Sofia

Am Freitag habe ich einem Freund in der bulgarischen Hauptstadt Sofia geholfen, der eigentlich jetzt in Deutschland studieren wollte. Er hatte vor Corona schon einmal in Deutschland studiert und wollte nun sein Studium dort fortsetzen. Da er wie fast alle in Bulgarien nicht geimpft ist und auch nicht die Absicht hat, sich impfen zu lassen, hat sich das mit dem Studieren im Land der Dichter und Denker, deren Sprache er perfekt beherrscht, zerschlagen. Demnächst dürfen in unserem schönen Land wohl nur noch Geimpfte studieren. Erste Universitätsrektoren haben ihre Studierenden schon darüber in Kenntnis gesetzt. Deswegen hat mein Freund aktuell alle seine Koffer zum Sperrmüll gebracht und sich von dem Geld, das eigentlich fürs Studieren in Deutschland gedacht war, eine neue Kloschüssel gekauft. Gemeinsam haben wir diese angeschlossen, was schwieriger war als erwartet. Der Freund richtet sich aber nicht darauf ein, den Winter über zu hause auf seiner Toilette zu verbringen. Im Gegenteil. Er geht davon aus, dass er die meiste Zeit auf der Straße sein wird, so wie er es bereits im letzten Jahr war. Damals gab es über Monate andauernde Proteste gegen die damalige Regierung in Bulgarien, der dies aber genauso wie das Impfen – immerhin – am Arsch vorbeiging.

Die neue Regierung, die erst seit wenigen Tagen im Amt ist, hat nun erklärt, dass das Große Impfen für sie oberste Priorität hat. Alles könnte so gut sein, allen voran das Verhältnis Bulgariens zur Europäischen Union, gäbe es da nicht die wenigen, noch im Land verbliebenen blöden Bulgaren. Eine aktuelle Umfrage des großen und bekannten Privatsenders „Nova“ hat ergeben, dass nur 18 Prozent der Bulgaren für die Einführung des Grünen Passes sind. Die übergroße Mehrheit, 82 Prozent, ist dagegen. Und trotzdem hält die neue Regierung an ihrem Plan fest, das „Grüne Zertifikat“ verpflichtend einzuführen. Ihre Argumentation wird dabei immer perfider, und zwar erklärt sie ihrem eigenen Volk, das sie gewählt hat, wenn auch nur eine Minderheit, dass es dumm sei. Wenn der Grüne Pass im Westen eingeführt wird, dann wird das wohl richtig sein, denn die Menschen dort sind schließlich klüger als die dummen Bulgaren. Ich glaube diesen Unsinn schon lange nicht mehr und mein Freund, dem ich geholfen habe, auch nicht. Es ist ein alter Hut, dass sich besonders intelligent und gut informiert wähnende, oftmals die schnellsten Mitläufer sind. Ich weiß, dass viele in Deutschland das anders sehen. In der Regel sind es die, die auch lange oder noch nie auf dem Balkan waren.

Auch für sie hat mein Freund nun seine alte europäische Sitztoilette herausgerissen. Gemeinsam haben wir ihm am Freitag eine neue orientalische Stehtoilette eingebaut. In der Berliner Ausländerbehörde, die mein Freund gut kennt, wenngleich er sie nicht in guter Erinnerung hat, hat man dies schon vor einiger Zeit getan hat. Dass er die Berliner Ausländerbehörde nicht in guter Erinnerung hat, liegt daran, dass man ihm dort das Leben nicht gerade leicht gemacht hat. Leichter wäre es für ihn gewesen, wenn er nicht so gut deutsch sprechen würde, und er darüber hinaus jemand wäre, der seine Rechte nicht kennt, am besten eine Person, die sich nicht zu helfen weiß. Das ist mein Freund aber nicht, weswegen der Einbau seiner neuen Toilette letztendlich von Erfolg gekrönt war. Dazu muss man wissen, dass eine orientalische Stehtoilette einen anderen Standard hat als eine europäische Toilette zum Sitzen. Das machte den Einbau nicht gerade einfach. Am Ende haben wir es aber geschafft. Die schöne neue Stehtoilette ist auch schon eingeweiht. Das Scheißen im Stehen ist zweifellos gewöhnungsbedürftig – keine Frage. Am Ende ist es aber nicht nur gesünder, sondern vor allem hygienischer.

Deswegen haben mein Freund und ich der neuen bulgarischen Regierung vorgeschlagen, nicht nur den Grünen Pass und den Euro – ausschließlich bargeldlos – versteht sich, sondern auch die orientalischen Stehtoiletten verpflichtend einzuführen. Alles natürlich nur der Hygiene wegen. Ein klein wenig haben wir auch an die Hersteller von orientalischen Stehtoiletten im Land und ihren unermüdlichen Einsatz bei der Überwindung der gegenwärtigen Krise gedacht. Zusammen mit ihnen fordern wir zum Erhalt der Volksgesundheit den Einbau der hygienischeren Stehtoiletten nicht nur in Bulgarien, sondern in der gesamten Europäischen Union. Die Berliner Ausländerbehörde ist bereits mit gutem Beispiel vorangegangen. Und nun auch wir.

Foto&Text TaxiBerlin


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