Für das Objekt 0002 gibt es bereits einen Interessenten aus dem Silicon Valley, der allerdings nur eine Mauer haben möchte. Das ist nicht so ungewöhnlich, dass Mauerstücke selbst über den großen Teich geschippert und dort neu aufgestellt werden. Das letzte Mal geschah dies vor dreißig Jahren regelmäßig mit der Berliner Mauer. Ob es mit diesem Stück Mauer auch klappt, ist noch nicht klar, da die Mauer zu einem anderen großen Bauwerk als die Berliner Mauer gehört, und zwar zu einem ehemaligen Industriegebäude. Industrie gab es schon zu sozialistischen Zeiten nicht viel in Bulgarien. Heute ist das Land sehr am Rande unseres schönen Kontinents praktisch Industriebefreit, weswegen man hier über den „Green Deal“ der Europäischen Union nur lächeln kann. Überhaupt auf die Idee zu kommen, mit der Natur einen Deal abschließen zu wollen ist abwegig, praktisch so, als würde man mit Gott ein Geschäft machen wollen. In dieser Beziehung sind die Bulgaren wie die Indianer, die dem weißen Mann zu erklären versuchten, dass sie ihr Land nicht an ihn verkaufen können, einfach weil es ihnen gar nicht gehört. Bei dem Stück Mauer, dass der weiße Man heute vom Bulgaren kaufen will, ist das anders. Da geht es um die Frage, ob man ein Stück Mauer aus einem alten Industriegebäude herausnehmen kann. Darüber verhandle ich im Moment mit Statikern und dem Eigentümer. Zum Glück gibt es nur einen Eigentümer, ein ehemaliger Mafiot, der zur Wendezeit, die in Bulgarien bis heute „Demokratisierung“ heißt, ganz bewusst mit „Anführungszeichen“, genauso wie der „Green Deal“, so einiges zusammengeklaut hat, und der heute ein angesehener Business-Mann in Bulgarien ist, was die Verhandlungen ungemein erleichtert. Oft haben Immobilien ganz viele Besitzer oder Erben, die sich untereinander nicht riechen können. Verhandlungen sind dann sehr schwer und will man sie erfolgreich abschließen, muss man mehr Psychotherapeut als Makler sein. Interessant ist noch das Detail, was der Interessent aus Amerika mit diesem Stück Mauer aus Bulgarien anstellen möchte. Er will es als abschreckendes Beispiel in seiner Firma im Kalifornischen Silicon Valley aufstellen, und immer wenn jemand so guckt wie die Mauer, also so typisch balkanisch depressiv und negativ, regelrecht barbarisch wenn nicht gar kannibalisch, wird er gefeuert. Eine interessante Idee, wie ich finde, die mit Hilfe von Gesichtserkennung in der Firma des verrückten Amerikaners wirklich funktionieren könnte. Vorausgesetzt, der Bulgare spielt mit. Genau daran arbeite ich gerade. Sollte der Deal zustande kommen, bin ich ein gemachter Mann, denn als ehrlicher Makler von Bulgaristan, wie Bulgarien von seinen türkischen Nachbarn genannt wird, bin ich bei jedem erfolgreichen Vertragsabschluss mit zehn Prozent dabei. Erwähnte ich das eigentlich schon?
Fotos&Text TaxiBerlin
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