11.5.21

Leben in Zeiten von Corona - Heute: Im Taxi mit Nora Tschirner

und oft selbst das nicht

Es ist jetzt einige Zeit her, dass mir Nora Tschirner im Taxi saß. Nora Tschirner ist Schauspielerin und wohnte damals bei mir um die Ecke im Friedrichshainer Kiez, weswegen ich sie auch in meinem Taxi hatte. Sie stieg mir nicht alleine ein, sondern mit einem Kollegen vom Film, mit dem ich mich sogleich anfing zu unterhalten. Irgendwie hatten wir ein Thema gefunden (welches genau, habe ich vergessen), das uns beide nicht wieder los ließ. Das passte Nora Tschirner damals gar nicht, dass es nicht um sie ging, weswegen sie recht bald intervenierte und mein Gespräch mit ihrem Kollegen nicht nur unterbrach, sondern beendete. Ich erinnere mich daran, weil Nora Tschirner ganz aktuell über ihren Burn Out und ihre Depressionen spricht. Man findet das mehrteilige Interview auf YouTube, ich kann es nur wärmstens empfehlen. Nora Tschirner berichtet darüber, wie sie sich selbst in eine Klinik eingewiesen hat, und dass sie dort gefragt wurde, wann sie früher als Kind am glücklichsten gewesen sei. Ihre Antwort ist bemerkenswert, sie nennt zwei Situationen: Einmal immer mit Tieren, was ich nicht nur verstehe, sondern nur unterstützen kann. (Friedrich Nietzsche meinte dazu, dass wir deswegen so gerne in der Natur sind, weil diese keine Meinung über uns hat.) Da sich fürs menschliche Wohlbefinden Esel besonders gut eignen, sei mir an der Stelle der Hinweis auf HappyDonkeys erlaubt, die auch du vielleicht bald in Bulgarien besuchen kannst. Weiterhin sagt Nora Tschirner in dem Interview, dass sie sich immer dann am wohlsten gefühlt hat, wenn sie nicht im Mittelpunkt stand, wenn ihre Eltern nicht ihren Focus auf sie hatten. Diese Aussage der Schauspielerin war es, die mich an die Situation mit ihr in meinem Taxi zurückdenken ließ. Dort war es genau umgedreht. Nora Tschirner stand nicht im Mittelpunkt, und das störte sie offensichtlich so sehr, dass sie mein Gespräch mit ihrem Kollegen beenden musste. Ich fand das damals merkwürdig. Dass es sich jetzt, viele Jahre später, aufklärt, finde ich gut. Dass auch hier unsere internalisierten Eltern dahinter stecken, für die wir selbst dann noch irgendwie zu sein haben (meist leider nicht wir selbst), also eine Rolle spielen sollen, wie es auch der Beruf des Schauspielers vorsieht, selbst wenn wir schon lange erwachsen sind, ist keine Überraschung für mich. Trotzdem danke ich der Schauspielerin für ihr offenes und ehrliches Interview!     Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

Foto&Text TaxiBerlin

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen